Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Mein Name ist Sheynman, Borys Teweljewitsch. Geboren am 10.10.1933. Mein Vater, Tewel Benssionowitsch, wurde 1904 in Mogiljow-Podolskij geboren. Er arbeitete vorwiegend als Geschäftsleiter in dieser Stadt, so weit ich mich erinnern kann.
  2. Meine Mutter war Buchhalterin, arbeitete in diesen Jahren aber nicht mehr. Sie war Hausfrau, denn sie hatte uns kleine Kinder. Wir waren zu zweit: ich, Borys, und meine Schwester Riwwa, geboren 1934. Ich möchte etwas über den Stammbaum meiner Mutter erzählen. Die Familie hieß Step, und meine Mutter wurde im kleinen Ort Osarinzy geboren.
  3. Meine Großmutter mütterlicherseits hieß Resja Step und der Großvater war Jankel Step. Sie wuchsen in Osarinzy auf und lebten da. Meine Mutter wurde 1908 geboren. Sie waren zwei Kinder. Onkel Milja, so hieß der Bruder meiner Mutter. Meine Großmutter hatte zwei Kinder: meine Mutter Lisa (Leja) und den Sohn Ragmil (Milja).
  4. Seine letzten Jahre lebte er in Odessa, er starb auch da am 29.1.1982. Meine Mutter Lisa wohnte bei uns in Mogiljow-Podolskij. Das war mütterlicherseits. Ich weiß, dass meine Großmutter eine sehr weise Frau war. Ich war damals klein, weiß es aber noch. Viele Dorfleute baten sie immer um Rat und sie gab ihn. An meinen Großvater habe ich kaum Erinnerungen.
  5. Er war ein kleiner Handwerker. Mein Großvater väterlicherseits hieß Benssion. Er hatte einen kleinen Laden, und die Großmutter Hanna half ihm dabei. Die Großmutter Resja besuchte uns oft in Mogiljow und brachte Geschenke mit. Osarinzy und Mogiljow-Podolskij liegen beieinander, nur 10 Kilometer dazwischen.
  6. Und sie besuchte uns. Alles war friedlich und gut. Ich möchte kurz von meinem Onkel Ragmil erzählen. Er lebte in Odessa und war ein sehr begabter und hilfsbereiter Mensch, auch fleißig und zielstrebig. Er begann in Odessa als einfacher Schaffner und stieg in Odessa zum leitenden Revisor im ganzen Straßenbahn- und Busbetrieb auf.
  7. Er hatte eine wichtige Position inne. Er arbeitete sich hoch, war leitender Ingenieur und Leiter der Produktionsabteilung. Ich mache einen Sprung: Während des Krieges leitete er eine Parteiorganisation im Kusbass und bekleidete auch wichtige Ämter. Seine Frau Lija unterstützte ihn und war seine treue Lebensgefährtin.
  8. Sie hatten die Tochter Shenja, die heute noch in Odessa lebt und 82 ist. Es war eine sehr gütige Familie, die alles wirklich im Einvernehmen tat, sie besprachen und entschieden alles zusammen. Und alles war friedlich, als ob sich nichts angekündigt hätte.