Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Man muss sagen, das geschah auf Initiative der Kinder. Man hörte, dass es in Deutschland besser sei, auch materiell. Meine Tochter sagte mal: „Papa, vielleicht… Aber du arbeitest ja noch und alles ist gut.“ Ich hatte damals ein entsprechendes Ansehen in der Stadt.
  2. Denn meine Schützlinge, meine Schüler waren inzwischen aufgestiegen: Eduard Gurwiz wurde Oberbürgermeister von Odessa, er hatte unter mir als Oberingenieur gearbeitet. Galewskij war Bürgermeister in Mogiljow-Podolskij, er hatte unter mir als Vorarbeiter gearbeitet… Auch Tawaliko, er wurde Leiter des Straßenbaus. Sie alle hatten unter mir gearbeitet.
  3. Deswegen wollte ich es natürlich nicht. Der Ruck kam vor allem von den Kindern. Sie wissen, wie das geht. Man treibt sich gegenseitig an: „Lass uns hinfahren…“ Und wie gesagt, die Lebensbedingungen – kein Strom, keine Heizung usw. – waren lästig. Und die Menschen suchen nach etwas Besserem. Das bewegte uns auszuwandern. Als ehemaliger KZ- und Ghettohäftling hatte ich aber einige Vergünstigungen.
  4. Meine Rente war eigentlich… Ich war als Invalide anerkannt, ähnlich wie die Kriegversehrten. Denn ich war minderjähriger Häftling gewesen und mir wurde noch die Arbeitsinvalidität zugesprochen. So bekam ich Vergünstigungen, auch fürs Wohnen. Aber die Lebensbedingungen und die Kinder, wir betrachten die Kinder ja als das Wichtigste… Das war der Beweggrund.