Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich sage mal so: Ich war nie ein religiöser Mensch. Ich bin Atheistin, meine Eltern waren Atheisten. Aber wir kamen als Juden hierher, Deutschland nahm uns als Juden auf. Daher hielten wir es in der ersten Zeit sogar für nötig, in die Synagoge zum Gebet zu gehen. Denn damals waren da noch wenige Juden. Später verstanden wir, dass das keiner mehr braucht, (gläubige) Juden waren schon (genug) da.
  2. Daher gehe ich nicht oft in die Jüdische Gemeinde. Allerdings zahle ich, was sich gehört. Die Jüdische Gemeinde hat sehr viel Gutes. Erstens gibt es da eine Bibliothek, die ich stets benutze. Außerdem organisiert die Jüdische Gemeinde verschiedene Kulturveranstaltungen in der Synagoge und ich besuche sie. An den religiösen Veranstaltungen nehme ich nie teil.
  3. Außerdem organisiert die Jüdische Gemeinde Kuraufenthalte für alte Leute in Bad Kissingen zu einem reduzierten Preis. Ich fuhr (mal) mit meinem Mann hin, das ist schon lange her, er ist schon seit zehn Jahren tot. Und nach seinem Tod war ich auch da. Das organisiert die Jüdische Gemeinde. Außerdem gibt es ein Altersheim bei der Jüdischen Gemeinde. Ich habe einen Antrag gestellt und bekam vor einigen Tagen einen Anruf.
  4. Sie sagten: Wenn ich will, kann ich hin. Wenn ich auch zugeben muss, dass ich nicht so gerne hin will, da ich noch alleine zurechtkomme. In all dem sehe ich eine große Rolle der Jüdischen Gemeinde. Ich weiß noch: Die Jüdische Gemeinde hat einen Kindergarten und eine Schule. Ich brauche das nicht, das sind aber „positive“ Tätigkeiten der Jüdischen Gemeinde. Und da arbeiten sehr nette Damen, die man um Unterstützung bitten kann.
  5. Ich komme aber bisher noch alleine mit den Papieren für das Sozialamt zurecht. Das ist alles, was ich über die Gemeinde sagen kann. Ich bin aber nicht religiös. Ich weiß (jedoch), es gibt religiöse Menschen, für die die Gemeinde viel wichtiger ist.