Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Im Ghetto mangelte es an allem. Aber nicht nur dort, sondern überall. Es war ja Krieg… Shmerinka ist ein wichtiger Eisenbahnknoten, im Krieg war es sehr bedeutsam. Kohle war eine unglaubliche Mangelware. Die verbrannte Kohle aus der Feuerbuchse durfte man einsammeln. Kohle aber und vor allem Anthrazit nicht.
  2. Und überhaupt, was war keine Mangelware? Stellen Sie sich vor: Salz, Zucker, sogar Süßstoff waren Mangelware, geschweige denn Petroleum und Streichhölzer. Wir nahmen einen Stein, eine Feile und einen Docht und machten Feuer wie die Steinzeitmenschen.
  3. Wir hatten weder Strom noch Wasser. Es gab allerdings einen Wasserhahn, da stand immer eine Schlange. Und sonst gar nichts, wir hatten nur eine primitive Lampe. Uns war kalt, wir hatten Hunger. Wie gesagt, das ist ein Wunder, dass wir überlebten. Es gab keine Medizin, keine Medikamente. Von Schuhen konnte man damals nur träumen.
  4. Wir trugen Holzschuhe. Um die Beine wurden Lappen gewickelt und dann festgeschnürt. Die Füße waren natürlich immer nass, mir war die ganze Zeit kalt. Ich hatte einen kleinen wattierten Mantel, noch vor dem Krieg gekauft. Er war mir schon zu klein. Ich zerriss die Manteltaschen und wärmte meine Händchen in der Watte. So war unser Leben, es war furchtbar.