Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich wurde im November (aus der Armee) entlassen, nach drei Dienstjahren. Ich diente in Gorochowez im Gebiet Gorkij. Es war furchtbar, die Verpflegung sehr schlecht, ich ruinierte mir da meinen Magen. Da war die Reserve des Oberbefehlshaber. Ich wurde als Sergeant ausgebildet, war dort Komsomolleiter und wurde ausgezeichnet für meine Leistungen in der Kampf- und politischen Ausbildung.
  2. Ich war nicht schlecht in Mathe und wurde zunächst Richtschütze, dann Kanonen- und später stellvertretender Zugkommandeur. Das ist aber nicht wichtig. Ich stand im Briefwechsel mit (meiner) Schwester im Waisenhaus. Sie hörte dann auf, mir zu schreiben.
  3. Ich beschwerte mich beim Kommandeur. Man schrieb das Waisenhaus an oder rief dort an. Kurz gesagt, sie schrieb mir wieder. Ich erhielt als Sergeant 30 Rubel, eine Nichtigkeit. Aber sogar von diesem Geld schaffte ich es, ihr alle zwei Monate ein Päckchen zu schicken. Damit sie wusste, dass sie den älteren Bruder hat, der an sie denkt.
  4. Ich kam 1954 nach der Entlassung nach Dnepropetrowsk. Sonst konnte ich nirgendwohin fahren, (in Shmerinka) hatte ich nichts mehr. Ich kam zu meiner Tante und wohnte zur Untermiete. Ich arbeitete als Tischler, zuerst im „Lebensmittelhandel“, der die Geschäfte in der ganzen Stadt versorgte.
  5. Dann fand ich es dort nicht mehr gut genug und arbeitete als Dreher im Rüstungsbetrieb. Ich arbeitete in der Maschinenhalle, in die anderen kam man nur mit einem Passierschein. Ich war auch nicht qualifiziert genug und bediente meistens eine Revolverdrehmaschine. Ich arbeitete eine Weile dort und besuchte gleichzeitig die 7. Klasse an der Abendschule…
  6. Zu dieser Zeit beendete meine Schwester die 7. Klasse und wurde zum Studium ans Technikum für Ernährung in Odessa geschickt. Sie machte einen Abschluss als Technologin. Ich schickte ihr natürlich die Bescheinigung: Ich bin ihr Bruder und wohne da und da. Sie wurde dann nach Dnepropetrowsk geschickt und arbeitete als Brigadeleiterin, danach als Meisterin. Später arbeitete sie in ihrem Beruf, als Technologin.