Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Und ich… Ich nahm am 23. Juni Abschied von ihm (meinem Bräutigam) und ging nachmittags zum Kriegskommissariat: „Ich will auch an die Front!“ Ich wollte im Kampf beweisen, dass meine Eltern unschuldig sind. Alle Kinder von „Volksfeinden“ meldeten sich freiwillig, auch Jelena Bonner und (Wsewolod) Bagrizkij.
  2. In meiner Schulklasse gab es 18 Kinder, deren Eltern verhaftet wurden. Alle eilten zum (Kriegskommissariat), nicht bloß ich. Wer sich vormittags meldete, kam zur Fronttruppe. Ich kam nachmittags dahin. Was konnte ich überhaupt machen?
  3. Ich konnte nur Sanitäterin in einer Truppe sein, z.B. an der Front. Ich kam zum Abtransportlazarett 20/15, das in einem Schulgebäude eingerichtet wurde. Wir versorgten die Leningrader Front. Wir fuhren hin und nahmen die Verwundeten mit. Sie wurden ins Lazarett gebracht und bekamen Erste Hilfe.
  4. Danach wurden sie aufgeteilt und ins Hinterland gebracht. Während der Belagerung kamen die Verwundeten in die Hospitäler. In einem wurden Kopfverletzungen behandelt, in einem anderen Fuß- oder Bauchverletzungen usw. Ich war Sanitäterin im Lazarett 20/15.
  5. Ich wohnte nicht mehr zu Hause, das war viel zu weit weg. Ich wohnte in meiner Gerzen-Hochschule, denn im Wohnheim gab es keine freien Plätze. Da gab es zwei Schießstände, einen oberen und unteren.
  6. Der untere Schießstand lag im Keller und war in drei Räume aufgeteilt. Im hinteren Raum war ein Wohnheim eingerichtet. Einige schliefen in Betten, die anderen, wo sie nur konnten, z.B. auf einer Papierrolle. Im mittleren Raum war der Hörsaal. Bei Luftangriffen ging der Unterricht hier weiter.