Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Mein Vater hatte einen jüngeren Bruder, der in unserer Familie aufgewachsen war. 20 Jahre jünger (als mein Vater). Er wurde dann Wissenschaftler. Er wartete auch auf eine Verhaftung, nachdem mein Vater verhaftet worden war. Er hatte schon einen kleinen Koffer gepackt. Er beschäftigte sich mit der Industrie in der Arktis.
  2. Während des Krieges bekam er den Auftrag, das Moskauer Arktische Institut nach Krasnojarsk zu verlegen. Der Direktor des Leningrader Arktischen Instituts flog seinerzeit nach Moskau und kam nicht mehr zurück, das Institut war in Not. Mein Onkel wurde beauftragt, dieses Institut zu evakuieren. Er bat Krenkel, einen der vier berühmten „Papanin-Männer“, mich zu suchen.
  3. Er fragte nach mir, und es hieß, mein Name stehe nicht auf der Evakuiertenliste. „Gehen Sie in den Keller, vielleicht lebt sie noch.“ Es war bereits April (1942), ich musste mit einem Schlitten gefahren werden, sonst gab es nichts. Ich hatte keine Schuhe, jemand gab mir eine Mütze. Wir flogen nur bis Tscherepowez, wobei ich mich an den Flug nicht erinnern kann. Ich weiß nur: Wir wurden beschossen.
  4. Ich bekam Zwieback und Zucker, das war für mich das Wichtigste. Danach waren wir einen ganzen Monat unterwegs nach Krasnojarsk. Verzeihung, aber die Eisenbahnlinie war vollgekackt, der Durchfall infolge des Hungers war furchtbar. Danach war ich in Krasnojarsk im Hospital 35/17, das aus der Ukraine gekommen war. Später im städtischen Hospital für Arbeiter, das aus Leningrad kam.