Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich muss sagen, ich wäre (eigentlich) nicht nach Deutschland gekommen… Offen gesagt, ich habe während des Krieges viele Verwandte verloren. Weniger an der Front, aber wie viele von ihnen starben einen Märtyrer-Tod! Auch meine Großeltern in Rostow am Don.
  2. Sie mussten sich zuerst ansehen, wie auf dem Bauch ihrer schwangeren Enkelin, meiner Cousine, getanzt wurde. Das Kind wurde herausgetreten, sie und das Kind warf man in den Gaswagen. Ich werde die Einzelheiten nicht erzählen, aber der Bruder meiner Mutter und seine Frau… Sie hatten sie großgezogen und kamen in Petrikowo ums Leben, auch ihr Enkel. Insgesamt kamen 22 Angehörige meiner Großfamilie um.
  3. Warum ich (schließlich) sagte, ich würde gehen… Weil zu „Memorial“ junge, aber auch ältere Leute aus Deutschland kamen. Hier gibt es die „Aktion Sühnezeichen“, es gibt viele Organisationen, die das für notwendig halten. Diese Leute arbeiteten bei uns, sie halfen unseren ehemaligen Gefangenen und den alten Menschen. Ich sah, dass das heutige Deutschland ganz anders ist, da leben andere Menschen. Ich habe sehr oft mit ihnen gesprochen.
  4. Frankreich (wo die Kinder hingingen) nahm mich nicht auf, ich hatte keinen Unterhalt. Meine Kinder wurden von ihrer Enkelin unterhalten, ich wollte sie nicht belasten. Und hier bin ich immerhin unabhängig. In meiner ersten Zeit hier fuhr ich alle zwei Monate dahin (nach Frankreich). Sie haben jetzt eine Videoschaltung eingerichtet, sodass ich sie alle täglich sehen kann.