Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Meine Mutter war natürlich sehr ungern weggefahren. Sie hoffte natürlich, dass unser Vater zurückkehrt. Die in Odessa verbliebenen Verwandten versuchten sie zu überreden, nicht weg zu gehen: „Warum willst du mit den Kindern so weit weg?“ Ihr Bruder setzte aber durch, dass sie ging. Unterwegs schickte meine Mutter nach Möglichkeit Telegramme an unsere Adresse in Odessa.
  2. Dasselbe tat sie auch in Krotowka bei Kuibyschew, das unsere letzte Station war. Sie schickte von dort ein Telegramm nach Odessa. Die ankommenden Familien wurden an der Station auf die Dörfer in der Nähe verteilt. Bevor wir in das uns zugewiesene Dorf fuhren, hat meine Mutter eine Anzeige an der Wand des kleinen Bahnhofs angebracht.
  3. Sie hatte da viele Anzeigen von anderen Evakuierten gesehen, die für den Fall, dass ihre Verwandten sie suchten, geschrieben haben: „Ich, soundso, bin in dem und dem Dorf.“ Meine Mutter schrieb auch einen Zettel und befestigte ihn an der Wand. Danach fuhren wir in das uns zugewiesene Dorf.