Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich wurde am 3.12.1914 geboren. Mein Mädchenname ist Kutisch. Unsere Familie war vor dem Krieg sechsköpfig, die Eltern und vier Kinder. Wir waren drei Schwestern und ein Bruder. Ich war die jüngste Schwester, die zwei älteren wohnten in Moskau.
  2. Die Sowjetmacht hatte uns schwer enteignet. Mein Vater war Hauseigentümer. Er hatte zwei oder sogar drei Häuser nach und nach aufgebaut. Er hatte seine Jugendzeit dem Bau geopfert. Das waren einfache Häuser in Arbeitervierteln, (Häuser) für Arbeiter. Aber als die Sowjetmacht kam, wurde alles weggenommen.
  3. Mein Vater wurde nun als „bürgerlicher Hauseigentümer“ und als „nicht werktätiges Element“ bezeichnet. Die Folgen für die ganze Familie waren dementsprechend. Wir wurden aus der Wohnung verwiesen, wir hatten in einer Vierzimmerwohnung gewohnt, sie war allerdings im Erdgeschoss. Zunächst durften wir zwei Zimmer behalten, danach wurden wir auch aus diesen zwei Zimmern verwiesen.
  4. Und wir zogen um… Das war nicht einmal eine Wohnung, das war ein Hausflügel ohne Stockwerk. Da war eine Dreizimmerwohnung drin. Unsere Nachbarn bewohnten zwei Zimmer. Und wir zogen ein in das dritte kleine Zimmer, das einen dunklen Nebenraum hatte. Es war nicht teuer…
  5. Es gab eine gemeinsame Küche mit Wasserleitung. Wir wohnten dann in dieser kleinen Wohnung. (Der Nebenraum) war klein, eine Wand grenzte an die Toilette im Hof. Sie war nass und feucht, an der Wand zu schlafen war nicht möglich. Unsere Familie war damals noch komplett.
  6. Die Hauseigentümerin bot uns an, in ihrer Wohnung zu schlafen, sie hatte ein Zimmer frei. Wir konnten da übernachten. Wir waren den ganzen Tag mit den Eltern zusammen und nachts… Das war in der ersten Zeit.