Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Danach verblieb eine geringe Menge im Ghetto, die Lage da war sehr schwer, es gab Hunger. Der Judenrat versuchte irgendwie eine Kantine einzurichten. Welche Erinnerungen habe ich aber noch aus dem Ghetto?
  2. Ich war ja Kind, vier Jahre alt. An den Hunger. Wir waren Allesfresser, wir aßen alles, was nur ging. Besonders im Frühjahr und Sommer waren Brennnesseln im Ghetto beliebt. Heute gilt es als gesundes Essen.
  3. Mit Brennnesseln wurde Suppe, so etwas wie Pasteten usw., gekocht, man passte sich an. In dieser Zeit gingen die Sachen zur Neige, die man tauschen konnte. Das war auch gefährlich.
  4. Zwar gab es keine verstärkte Bewachung, am Stacheldraht hätte ein Polizisten aber alles wegnehmen können. Die Rettung kam öfter von den Bekannten, manche hatten Verwandte aus Mischehen. Sie kamen und reichten etwas herüber.
  5. Was habe ich noch in Erinnerung? Einmal fand Mama irgendwo Kartoffelschalen und brachte sie mit. Die Kartoffeln waren damals noch alt und gröber. Ich weiß nicht, wo sie sie fand. Aber ich weiß noch… Auf Weißrussisch heißen die Schalen Lupiny. Sie reinigten und drehten sie durch den Fleischwolf und brieten dann so etwas wie Reibekuchen daraus. Das schmeckte so gut, dass ich das in Erinnerung habe.