Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Wir verstanden nicht, warum das Pogrom am 7.11. stattgefunden hatte. Wir dachten, das wäre einfach eine Vernichtungsaktion gewesen. Es hat sich aber herausgestellt, in der Zeit… Wie schon gesagt, jetzt nehme ich das anders wahr. Also, Daluege hatte schon den Befehl unterzeichnet über die Deportation der deutschen (Juden) aus dem Reich in den Osten: nach Riga und Minsk.
  2. Die ersten Transporte wurden schon vorbereitet und am 8.11. fuhr der Zug in Hamburg ab. Jetzt sieht man die Ereigniskette. Die Juden aus Hamburg wurden am 11.11. nach Minsk gebracht. Der erste Transport kam an und der Teil des Ghettos war bereits frei.
  3. Die Transporte kamen nach Minsk und es war da zu wenig Platz. Es kam der Transport aus Hamburg, 1.000 Leute. Aus Düsseldorf – über 1.000 Leute. Auch aus Frankfurt, Berlin, Wien und Brno kam je ein Transport.
  4. Bis zum Jahresende kamen insgesamt etwa 7.000 Juden aus Westeuropa an. Wegen des Platzmangels fand am 20.11. das nächste Pogrom statt.
  5. Ich war schon vier Jahre alt. Da gab es eine kleine Zauntür in einem Durchgang. Und da stand wohl ein deutscher Jude. Jetzt im nachhinein verstehe ich, dass er wohl seine Familie und Kinder verlassen musste.
  6. Oder er sah einfach ein Kind, ich hatte lockiges Haar. Und er gab mir manchmal einige Bonbons. Das war mein Kontakt zu diesen (Menschen). Und sonst hatten sie praktisch keinen Kontakt zu den Minskern. Und für sie war noch schlimmer: Sie brachten Sachen mit und hätten sie eintauschen können.
  7. Sie kannten aber die weißrussische Bevölkerung nicht und konnten die Sprache nicht. Und die flinksten Juden vermittelten manchmal dabei: Sie tauschten die Sachen für sie. Bekanntschaften entstanden vorwiegend auf der Arbeit, manchmal arbeitete man zusammen.