Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Was soll ich sagen… Das war eine jüdische Familie. Mein Vater wurde zwar in einem Dorf geboren, war aber als Jude ein sehr gebildeter Mensch, sehr religiös. Ich war der Jüngste in der Familie… Ich hatte zwei ältere Brüder und eine Schwester. Ich wurde in Gomel geboren, damals gehörte es noch nicht zu Weißrussland, sondern zu Russland. Ich wurde 1911 nach dem alten Kalender geboren und 1912 nach dem heutigen.
  2. Wir führten ein gutes Leben in Gomel vor der Revolution. Der Vater mietete ein sehr gutes Haus mit Garten. Dessen Eigentümerin wohnte in Petersburg. Und als der Krieg war… Nein, als die Revolution war, kam die Eigentümerin und warf uns aus ihrem Haus heraus. Wir hatten Probleme wegen der Unterkunft, der Vater konnte aber alles regeln.
  3. Meine Mutter starb 1920, als ich acht Jahre alt war. Ich muss sagen, dass sie die Ururenkelin des Rabbiners war, von dem Heinrich Heine schrieb. Das ist der Rabbi von Bacharach, er war ihr Urur(-Großvater). Sie hatte Krebs und starb. Ich hatte dann eine Stiefmutter, eine sehr gute. Dann begann meine Schulzeit. In der Schule hatte ich den ersten Zusammenstoß mit den Kommunisten. Ich kann kurz erzählen warum.
  4. In der Schule fand eine Versammlung statt, sie wurde von dem Komsomolsekretär geleitet. Ich fand, seine Leitung ist nicht richtig. Ich schrieb darüber für die Zeitung, das wurde veröffentlicht. Der stellvertretende Schuldirektor warf mich aus der Schule heraus. Ich war in der 9. Klasse, damals der letzten. Der Schuldirektor nahm mich aber wieder auf. Das war aber so ein erster Zusammenstoß.