Acht Soldatinnen und ein Soldat der Sperrballontruppe, Posten 88, 5. Abteilung des 8. Sperrballonregiments, 1942. Donia Khanis ist die 2. von rechts.
Donia Mordkovna Khanis wurde am 27. Juni 1922 in der ukrainischen Stadt Shitomir als älteste Tochter von Mordke Leib und Marija (geb. Freger) Schapiro in eine jüdische Arbeiterfamilie geboren. Am Ende des Ersten Weltkrieges war der Vater bei einem Pogrom der nationalistischen ukrainischen Truppen unter dem Kommando von Symon Petljura in Shitomir nur knapp dem Tod entronnen. Die Mutter war damals mit ihrem ersten Kind, dem Sohn Aron, schwanger. Dieser starb kurz nach der Geburt. 1922 wurde Donia geboren, 1924 und 1925 kamen zwei weitere Töchter, Alexandra (Schura) und Tatjana (Tanja), zur Welt. Die 1937 geborene Berta starb 1939 an der Ruhr.
1924 verließ Familie Schapiro Shitomir und zog nach Moskau. Donia besuchte die Schule und machte im Sommer 1941 ihren Abschluss. Doch der für den 24. Juni geplante Abiturientenball musste ausfallen, denn am 22. Juni hatte Deutschland die Sowjetunion überfallen, und alle Mitschüler wurden sofort eingezogen.
Donia Khanis nahm zunächst ein Studium am Ordshonikidse-Institut für Luftfahrt auf. Als das Institut nach Almaty evakuiert wurde, konnte sie mit ihren Eltern Moskau verlassen. Die Familie gelangte über Swerdlowsk nach Krasnoufimsk, eine Kleinstadt im Ural. Dort absolvierte Donia einen Krankenschwesternkurs und arbeitete in einem Militärhospital. 1942 nutzte sie die erste Gelegenheit, nach Moskau zurückzukehren, um sich freiwillig zur Roten Armee zu melden. Donia Khanis diente drei Jahre lang als Soldatin in der 5. Abteilung des 8. Sperrballonregiments, das bei der Flugabwehr in Moskau eingesetzt war.
Nach ihrer Entlassung aus der Roten Armee nahm Donia Khanis 1945 ihr Studium am Moskauer Institut für Luftfahrt wieder auf und machte 1950 ihren Abschluss als Ingenieurin für Rechenmaschinen. 1946 heiratete sie Pjotr Khanis; 1946 und 1955 kamen ihre beiden Kinder zur Welt.
Obwohl Donia Khanis Veteranin und Parteimitglied war, hatte sie aufgrund des herrschenden Antisemitismus nach ihrem Studium Schwierigkeiten, eine adäquate Stelle zu finden. Seit den 1960er-Jahren arbeitete sie auf der Rechenmaschinenstation des Ministeriums für Kommunikation und wurde schließlich Leiterin des Rechenbüros für das staatliche Verlagswesen. 1984 wurde sie pensioniert, arbeitete aber, ebenso wie ihr Mann (1990 gest.), auch als Rentnerin weiter.
Nachdem 1991 die Tochter nach Deutschland ausgewandert war, entschloss sich Donia Khanis 1994, ebenfalls nach Köln zu ziehen. Nach schwierigen Anfängen fand sie dort, insbesondere in der Jüdischen Gemeinde, ein neues Zuhause.
Donia Khanis ist am 7. Oktober 2010 in Köln gestorben.