-
Nach dem Lager war ich Lehrer. Nebenberuflich unterrichtete ich an der Pädagogischen Hochschule für Fremdsprachen, heute eine Uni. Ich arbeitete da sehr gerne und gab Deutschunterricht für das vierte und fünfte Studienjahr. Ich bereitete sie auf das Staatsexamen vor.
-
Mein Verhältnis zu den Studenten… Sie alle waren Lehrer, erwachsene Menschen. Das war ein Fernstudium. Es lief sehr gut, sachlich. Was soll ich Ihnen erzählen? Es schickt sich nicht, über sich selbst zu sprechen, aber in meinem Buch gibt es die Bewertungen meiner ehemaligen Schüler. Das sind die fairsten…
-
Sie sind heute um die 40 oder 45, sie haben ganz andere Erinnerungen an den alten Juden. Manche sind etwas sauer auf mich, weil sie über mich nichts gewusst hatten. Dann stellte sich heraus, ich bin so einer. Ja, ich bin so, wie ich bin. Ich hielt jedes Jahr im Dorf eine Rede am 9. Mai.
-
Ich nannte die Kriegsteilnehmer und würdigte sie. Ich sprach sehr viel über die Leiden des Volkes unter der Besatzung. Dabei fasste ich mich sachlich, sozusagen fakten- und dokumentenbezogen. Ich mag keine leeren Phrasen. Jetzt erinnern sie (die Schüler) mich daran.
-
In den letzten Jahren unterrichtete ich Deutsch für Russlanddeutsche, ich bereitete sie auf die Umsiedlung nach Deutschland vor. Ich brachte ihnen die Grundlagen der deutschen Sprache bei. Sie schätzten den Unterricht auch sehr und sie leben heute auch in Deutschland. 14 von meinen Schülern wurden Deutschlehrer, das ist eine gute Zahl.
-
Man muss sich klar machen: Ich arbeitete 20 Jahre im Dorf, ich war hauptsächlich Dorflehrer. Ich ging da auch in Rente, nach 14 Arbeitsjahren im Dorf. Und insgesamt habe ich 20 Jahre auf dem Land gearbeitet. Das ist nicht einfach, nicht jeder wünscht sich 20 Jahre im Dorf. Ich schaffte es leicht.
-
Vor fünf Jahren, im August 2005, traf ich mich mit den (Schülern), die Deutschlehrer wurden, in Belaja Zerkow. Ich korrigiere: Das (Treffen) war in dem Dorf, wo ich gelebt habe. Und dann auch in Belaja Zerkow, da habe ich die letzten zehn Jahre gelebt.
-
Ich traf sie, sie kamen speziell, um mich da zu treffen. Sie waren mir dankbar. Manche waren mir dafür dankbar, dass ich ihnen ein Treffen mit mir geschenkt habe. Ich weiß es. Die meisten von ihnen sind junge Frauen. Einer meiner Schüler, Wassja Gerassimenko, sagte zu mir: „Ich liebe Sie.“ Ich sagte nichts, es war schön das zu hören. Heute ist er ein erwachsener Mann.