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Wir gelangten zum Bahnhof, aber es war gar nicht einfach die Stadt zu verlassen. Denn die Truppen zogen sich zurück, die Militärzüge. Am Abend stiegen wir in einen Zug ein, das war ein gepanzerter Zug, keine normalen Wagen. Wir saßen dort die ganze Nacht und warteten auf die Abfahrt.
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Der Zug fuhr aber nicht ab. Der Bahnhof wurde in der Nacht bombardiert, damals gab es die ersten Opfer. Erst bei Sonnenaufgang, etwa nach sechs Uhr, fuhr ein Zug mit den letzten sich zurückziehenden Truppen durch.
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Die Soldaten saßen auf den offenen Plattformwagen und riefen: „Steigt ein, bevor es zu spät ist! Fahrt fort!“ Wir schafften es auf einen offenen Wagen. Ich weiß noch, da stand ein schweres MG, es waren zwei gepaarte „Maxim“.
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Anderthalb Stunden später fuhren wir zusammen mit den Soldaten auf den Plattformwagen über Fastow nach Darniza – Richtung Kiew. Es war furchtbar heiß. Erst am Abend kamen wir in Darniza an. Wir wurden dort bombardiert, sprangen von den Wagen und krochen unter sie.
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Wir warteten da auf eine Entwarnung, erst dann stiegen wir wieder auf die Plattformwagen. Einen ganzen Tag standen wir in Kiew-Darniza, erst sehr früh am nächsten Morgen fuhr der Zug ab, uns wurde Kursk als Ziel genannt. Da begriffen wir, was der Krieg bedeutet.
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Der Zug fuhr nach Nordwesten, Richtung Kursk. Anderthalb Stunden später erschienen plötzlich deutsche Flugzeuge über dem Zug, der gerade abfuhr. Im Tiefflug begannen sie aus schweren MGs auf die Leute auf den Plattformwagen zu schießen.
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Ich weiß es wie heute, meine Mutter packte und legte mich schnell auf den Wagenboden und schützte mich mit ihrem eigenen Körper. Man hörte schon die ersten Rufe und das Gestöhne von Sterbenden.
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Als es wieder ging, guckte ich zu, wie unsere MG-Schützen schossen. Der deutsche Luftangriff dauerte wohl 25 Minuten. Danach flogen die deutschen Flugzeuge weg, und der Zug fuhr weiter Richtung Nordwesten.
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Mit uns zusammen waren auf dem offenen Wagen die Großeltern – die Eltern meiner Mutter. Auch die ältere Schwester der Mutter und ihr Mann waren dabei. Und auch die jüngere Schwester mit ihrer Tochter.
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Mit uns zusammen war auch meine Cousine, deren Eltern schon tot waren. Wir nahmen sie mit. So erlebten wir den ersten deutschen Luftangriff. Vielleicht anderthalb Stunden später hielt der Zug an einem Wald und uns wurde gesagt: „Aussteigen, Zweige besorgen und den Zug tarnen.“
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Denn es war ein weiterer Luftangriff auf den Zug zu erwarten. Alle atmeten irgendwie auf, brachen Zweige und tarnten den Zug. Als die Arbeit getan war, fuhr der Zug langsam weiter, es war schon früher Abend. In der Nacht kamen wir in Kursk an und wussten dann nicht, wohin der Zug fährt.
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Uns wurde gesagt, er führe nach Woronesh. Als wir bei Woronesh waren, hielt der Zug an der Eisenbahnstation Semiluki. Das weiß ich noch wie heute.
Uns wurde gesagt, wir sollten hier aussteigen. Ich kann mich eigentlich nicht daran erinnern, dass uns jemand abgeholt hätte.
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Als wir jedoch in das Städtchen Semiluki kamen, trafen wir irgendwelche Vertreter. Sie brachten uns fürs Erste in Privatunterkünften unter.
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Meinem Vater wurde angeboten, in der Ziegelei zu arbeiten. Die Ziegelei konnte ein kleines Zimmer anbieten, ich denke heute, es waren etwa 15 (Quadrat-)Meter. Meine Eltern und ich stiegen da ab. So lebten wir in Semiluki fast bis Neujahr, das war bereits 1942.