Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Mein Vater nahm am Ersten Weltkrieg teil. Ich erfuhr eine interessante Geschichte über ihn, er selbst sagte mir kein Wort darüber.
  2. Er war in österreichischer Kriegsgefangenschaft und ging zu Fuß aus Österreich zurück in die Ukraine.
  3. Später nach der Oktoberrevolution war er in der Roten Armee und nahm am Bürgerkrieg teil. So beendete er seinen Militärdienst nach dem Bürgerkrieg, etwa 1920.
  4. Mein Vater war immer aktiv und nahm an vielen Veranstaltungen teil. Soweit ich mich erinnern kann, wurde er vor dem Krieg zum Deputierten des Stadtsowjets gewählt.
  5. Denn er nahm mich mal zu einer Versammlung im Theater mit, wo er eine Rede – sagen wir – im Namen der Arbeiterklasse hielt. Das weiß ich noch. Und der Rest…
  6. Der Vater versuchte mir nicht besonders viel zu erzählen. Er hatte wohl seine eigenen Gründe, dass ich nicht alles wissen sollte.
  7. Mein Vater wurde in Shitomir geboren und war seit seiner frühen Jugend Arbeiter. Sein Vater war meist auch Bauarbeiter, Dachdecker. Also, er stammte aus einer Arbeiterfamilie.
  8. Der Name meiner Mutter war Kogan, Marija. Meine Mutter wurde bei Shitomir geboren, in so etwas wie einer Siedlung. Das war eine deutsch-jüdische Siedlung.
  9. Der alte Ortsname war Pul, später wurde er in Krasnoarmejsk umbenannt. Sie absolvierte dort eine deutsche Grundschule. Meine Mutter konnte fließend Deutsch.
  10. Zu Hause sprach sie aber mit Papa meistens Russisch. Einmal besuchte ich meinen Opa in diesem Dorf, ich war noch klein. Ich weiß nur, mein Opa mütterlicherseits kam mit einem Pferdewagen nach Shitomir und nahm mich mit.
  11. Ich blieb wohl drei Tage bei ihm zu Besuch. Nur das habe ich in Erinnerung behalten aus der Vorkriegszeit.