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Ich erinnere mich noch daran: Nach Neujahr begannen die ersten Luftangriffe auf Woronesh und Semiluki. Alle sagten, die deutschen Truppen rücken in die Nähe von Woronesh vor und man müsse die Leute weiter evakuieren. Ich weiß nicht genau, was meine Eltern und die Schwester der Mutter dazu sagten.
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Ich weiß aber: Uns und den anderen Evakuierten in Semiluki und in der Woronesh-Gegend wurde angeboten, zur Eisenbahnstation Otroshka zu fahren. Warum? Da befand sich eine Evakuierungsstelle. Wir stiegen in den Zug ein – vorwiegend umgebaute Güterwagen, keine richtigen Personenwagen.
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Wir kamen nach Otroshka und stiegen da aus. Wir blieben an dieser Eisenbahnstation wohl drei bis vier Tage, im freien Feld. Ich weiß noch, ich holte heißes Wasser in einem Teekessel, um Tee zu machen. Unsere Lebensmittel gingen schon zur Neige und wir wussten nicht, was wir noch machen können und wo man etwas kaufen kann.
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Später wurde berichtet, es geht nach Zentralasien. Und die anderen wurden in den Ural geschickt. Am vierten Tag stiegen wir in einen Güterwagen mit viel Heu auf dem Boden ein. An beiden Wagenseiten waren Pritschen.
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Ich, meine Eltern und zwei Schwestern meiner Mutter – eine hatte ein kleines Kind –, meine Großeltern und der kranke Mann der älteren Schwester waren in einem Wagen. Der Zug fuhr irgendwo durch Russland, soweit ich es verstehen konnte. Wohin wir fahren, wussten wir damals noch nicht.
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Über die Zugfahrt in den Osten behielt ich nur eines in Erinnerung: Bei jedem Halt lief ich unbedingt zur Dampflok, um heißes Wasser zu holen. Wir nahmen wahrscheinlich Zucker auf die Fahrt mit. Mein Vater hatte in Semiluki gearbeitet, als wir dort wohl vier Monate waren.
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Er hatte natürlich etwas Geld verdient und dafür wurden Lebensmittel gekauft, die stets zur Neige gingen. Wir fuhren durch eine uns unbekannte Gegend. Ich kann mich da nur an das Gebiet der Wolgadeutschen erinnern. Ich sah da zum ersten Mal ein Kamel – das Klima war schon anders.
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Danach überquerten wir den Fluss Ural. Ich behielt ihn in Erinnerung, weil wir früher den Film „Tschapajew“ gesehen hatten. Tschapajew – das wusste ich schon als Junge – ertrank in diesem Fluss. Danach begann Kasachstan.
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Wir lernten die Geografie unseres Landes kennen. In Kasachstan sah ich irgendwelche Bälle, die vom Wind getrieben wie Fußbälle durch die Gegend rollten. Vorher hatte ich keine Ahnung von Kasachstan und Zentralasien.
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Aber ich merkte eines: Es wurde wärmer, das Klima änderte sich. Dann hielten wir am Aralsee, wie man sagte, dann fuhr der Zug weiter. Die Leute waren hungrig und wussten überhaupt nicht, wohin die Fahrt geht. Es gab aber keinen Streit und keine Prügelei.
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Ich weiß nicht, wie wir nach Ksyl-Orda kamen. Meine Eltern kauften da für einen Rubel eine riesige Wassermelone. Wir hatten furchtbaren Durst. Wir aßen die Melone und der Durst ließ nach. Danach kamen die Sandwüsten Karakum und Kysylkum.