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Nach dem Hochschulabschluss war ich Schullehrer bei Kiew. Ich war damals 23 Jahre alt. Danach wurde ich in eine Mittelschule bei Shitomir versetzt. Dort begann ich meine pädagogische Tätigkeit. Ich habe geheiratet, meine Frau lebte in Kiew, und ich zog dann nach Kiew um. Ich arbeitete da auch als Pädagoge fast bis 1982.
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Ich bekam Auszeichnungen für meine Arbeit, zuletzt war es die Medaille „Veteran der Arbeit“. Ich habe meine Arbeit in sehr guter Erinnerung, obwohl sie keine leichte pädagogische Tätigkeit war. Zunächst musste ich sogar mit Schülern arbeiten, die eigentlich zu alt für ihre Klassen waren.
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Dann arbeitete ich mit schwererziehbaren, aber ausreichend begabten Kindern. Zu manchen von ihnen habe ich heute noch Kontakt. Wenn wir uns treffen, erinnern wir uns an die Schuljahre. Einige von den Schülern machten eine Karriere, obwohl sie seinerzeit schwererziehbar genannt wurden.
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Ein Schüler von mir ist heute – er ist kein Junge mehr – Chefredakteur der Zeitschrift „Wolyn“ und „Verdienter Journalist der Ukraine“. Er heißt Georgij Mokrizkij. Er half meinem Freund, ein Buch über Shitomir zu schreiben, über seine Geschichte und Einwohner und so manch amüsante Vorfälle in dieser Stadt.
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Schwererziehbare, das waren Kinder, die Gesetze verletzt hatten. Die Minderjährigen-Kommission schickte sie auf Sonderschulen. Das waren Kinder von ziemlich hochgestellten Eltern und sie waren gut auf der Schule. Das Einzige dabei war, dass sie eine Rechtswidrigkeit begangen hatten.
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Deswegen mussten sie bis 15 im Internat bleiben. Danach kamen sie auf eine normale Schule. Natürlich war ein Teil dieser Schüler, etwa 5 Prozent, unverbesserlich.
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Das war bei uns ein normaler Ausschuss, und sie kamen auf geschlossene Sonderberufsschulen. Wer später sein Leben nicht in den Griff bekam, kam in eine Kolonie oder, einfach gesagt, ins Gefängnis.
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Um unsere beruflichen Erfahrungen kennenzulernen, kamen zu uns sogar Polizisten aus Westdeutschland. Für sie war es interessant, unsere Arbeit und die Methoden anzuschauen und wie die Umerziehung vor sich geht.
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Wie ich es bei Gesprächen in Kiew wahrnahm, waren sie interessiert, noch mehr zu erfahren. Sie sagten vertraulich: „Es wäre nicht verfehlt, auch bei uns solche Schulen einzurichten.“
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Natürlich kamen sie nicht einfach so zu uns, sie brachten humanitäre Hilfe mit. Aber… Mein Direktor sagte einmal zu mir: „Erzähle in Deutschland, wie das bei uns abläuft. Vielleicht wird es ihnen nutzen.“
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Ich lächele, wenn ich das sage… Mir scheint aber: Es ist schade, dass die Erfahrung mit diesen Schulen nicht gefragt ist. Sie ermöglichte wirklich viel Positives. Ich glaube, sie ist sehr von Nutzen nicht nur in der ehemaligen Sowjetunion, sondern auch in anderen Ländern.
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Denn Schule und Berufsausbildung waren eng miteinander verknüpft, und die Arbeit hat die schwererziehbaren Kinder umerzogen.
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Sie erlernten verschiedene Berufe und hatten Sparbücher; für ihre Arbeit wurden sie normal bezahlt. Über das Geld konnten sie aber nur gemeinsam mit den Eltern verfügen. So war das aufgebaut, das sind so kleine Details.
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Ich arbeitete auch mit 60 Jahren weiter und ging endgültig in Rente mit etwa 65. Ich dachte: „Nun kann ich mich ausruhen.“
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Es war aber völlig umgekehrt. Als Rentner hatte ich noch mehr Arbeit, ohne Arbeit fand ich es langweilig.
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Deswegen versuche ich mich bis heute irgendwie gemeinnützig zu betätigen. Denn das inspiriert immer und macht einen nützlich für die Gemeinschaft. Das tut dir gut und die Leute brauchen dich.