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Da war auch die russische Tante, bei der ich früher gewesen war… Der Onkel schaffte es, ihr einen Zettel nach Odessa zukommen zu lassen. Sie erfuhr, wo wir sind und kam zu uns. Sie riskierte viel…, sie brachte uns Kleidung. Ich weiß noch, darunter war eine warme Jacke, die unsere Schneiderin genäht hatte.
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Und noch einige andere Sachen, sogar Seife, um sich zu waschen. Wir waren ja verdreckt. Sie besuchte uns zweimal, brachte auch Lebensmittel mit. Wir hatten mittlerweile vergessen, dass es so etwas gibt. Also sie half uns sehr, zweimal war sie bei uns. Ein Nachbar von uns, der Junge, war 18 und in der letzten Schulklasse.
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Seine Lage war schlimmer als unsere: er war in KZs gewesen, wurde zusammengeschlagen, er versuchte zu fliehen und erneut… Er sah schrecklich aus, wie ein Skelett. Er kannte uns und unseren Namen, er wusste, dass wir in der Nähe sind. Als er erfuhr, dass eine Frau aus Odessa zu uns gekommen war, kam er zu uns und bat, einen Brief an seine Braut in Odessa zu übermitteln. Er bat um Hilfe.
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Sie (die russische Tante) machte das und sagte: „Ich komme wieder und bringe dir etwas von ihr mit.“ Sie fand das Mädchen in ihrem Haus, übrigens in Slobodka. Aber als sie eintraf, gab es da eine Hochzeitsfeier. Dieses Mädchen heiratete. Sie las seinen Zettel und gab ihr (der Tante) einige Sachen und Geld; sie half ihm. Wir waren aber traurig, dass es so gekommen war.
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Sie (die Tante) kam und berichtete uns davon, wir erzählten ihm (dem Jungen) aber nicht, dass das Mädchen geheiratet hatte. Er überlebte, kehrte schließlich zurück und traf das Mädchen wieder. Das Leben hat alles selbst geklärt. Er blieb da und gründete später die Vereinigung jüdischer Überlebender in Odessa. Zu dieser Vereinigung stieß ich auch.