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Also, es kam das Jahr 1995, meine Kinder entschieden, nicht nach Israel, sondern nach Deutschland zu ziehen, so wurde es ihnen geraten. Und sie kümmerten sich um die Dokumente.
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Der Sohn ging, glaube ich, zwei Jahre früher. Wir waren noch zwei Jahre da und gingen dann auch. Mein Mann war in der Zeit schon ganz krank. Er war Kriegsteilnehmer, 1942-1945 war er an der Front, er hatte eine Verwundung sowie eine Quetschung.
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Verwundet wurde er am Kursker Bogen. Als wir hierher kamen und in diese Wohnung einzogen, erfuhren wir: Im Erdgeschoss wohnt der Deutsche Albert. Er war ein hervorragender Mensch, wir freundeten uns mit ihm an.
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Und er hatte auch am Kursker Bogen gekämpft und wurde auch verwundet. Er zeigte mir mal, wo er am Hals verwundet wurde. Und mein Mann hatte eine Beinverletzung:
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„Der Deutsche Albert und ich, der Jude, haben am Kursker Bogen gekämpft und aufeinander geschossen; wir wurden verwundet. Und hier werden wir beste Freunde.“ So eine Geschichte ist das.
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Leider ist Albert auch gestorben, etwa vor zwei Jahren. Auch mein Mann starb 2003. Die letzten zwei Jahre lag er hier im Krankenbett, der Arzt Matuk besuchte ihn. Die ganzen 15 Jahre gehe ich nur zu ihm, ich kenne nur einen Arzt.
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Er ist ein sehr guter Mensch. Ich lernte Deutsche und Araber kennen, sie alle sind hervorragende Menschen – Russen, Juden, Araber und Deutsche. Ich weiß nicht, warum sie den Krieg wollten.
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Denn sie alle sind gute Menschen. Also, wir kamen nach Deutschland und bekamen so eine wunderbare Wohnung. Gibt es etwas Besseres? Nein. Wie schon gesagt, hier wohnen nur Deutsche, und ich habe das beste Verhältnis zu allen.
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In der ersten Zeit, als ich aus Cherson kam, schien mir, dass ich in eine andere Welt komme. Ich sah die Geschäfte – früher hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass es so etwas gibt. Ich sah diese Warenfülle und mir wurde sogar schwindelig.
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Es war unglaublich. Da waren Einkaufswagen, und wir hatten ja alles in Taschen geschleppt. Und dann noch Taschen mit Rädchen… Wir hatten 40 Jahre eine Datscha am Dnepr-Ufer. Wir schleppten die Lebensmittel in Taschen und Eimern.
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Stellen Sie sich vor: Zuerst musste man mit all dem mühevoll ein- und aussteigen und dann noch gehen und in den vierten Stock steigen. Wie viele schwere Sachen musste ich tragen! Und hier kann man alles auf Rädchen ziehen, das war für mich neu.
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Ich konnte nicht begreifen: Warum hatten wir das nicht? Warum wurde nichts gemacht, um die Lage der Frauen irgendwie zu erleichtern?