Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich hatte zwei Brüder und war die Älteste. Mein Vater war Vorsitzender einer Schneidergenossenschaft und nähte auch selbst. Und Mama war Leiterin eines Kindergartens. Später wurde Mama gekündigt, weil sie Hühner und einen Nutzgarten im Kindergarten hielt, um die Kinder zu ernähren. Sie wurde deshalb „eigennützig“ genannt und entlassen. Sie weinte natürlich, und Papa sagte: „So ist es eben.“ Und er bekam einen Gewerbeschein, um abends zu Hause zu nähen.
  2. Er war zwar Vorsitzender der Genossenschaft, man durfte damals jedoch nicht wie heute privat nähen. Und er bekam einen Gewerbeschein für Heimarbeit und nähte abends hochwertige Anzüge. Er war ein guter Schneider. Soll ich über meine Großeltern (erzählen)? Die Großeltern lebten in Kiew. Mama half ihnen in allen Dingen, denn sie waren schon alt. Mama kochte etwas und brachte ihnen alle zwei Wochen Essen. Nach Kriegsausbruch …
  3. … wurde Kiew bereits bombardiert. Und Mama fuhr mit dem mittleren Bruder nach Kiew. Unterwegs wurde die S-Bahn von Bomben getroffen, und der Bruder ging dabei verloren. Sie konnte ihn endlich finden, und beide gelangten schon zu Fuß nach Kiew. Sie übergaben dort alle Lebensmittel und kamen zurück nach Hause. Und wir wussten schon vom Kriegsausbruch.
  4. Vor dem Krieg lebten wir in Wassilkow. Nach Kriegsausbruch zogen wir zu den Großeltern nach Kiew. Die Großmutter stirbt während des Krieges.