Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Als meine Mutter bei der (sterbenden) Schwester im Krankenhaus war, durften mein Vater und ich uns nicht im Bahnhof aufhalten. D.h. wir waren auf der Straße. Und es gab bereits Frost, es war kalt. Ich habe eine Erinnerung, die ich wie vor meinem geistigen Auge sehe: Mein Vater zieht die Unterwäsche aus und schüttelt sie, denn – entschuldigen Sie – da waren Läuse. Das habe ich in Erinnerung. Nach der Ankunft in Taschkent wohnten wir in einem Kellerraum.
  2. Wir wohnten in einem Zimmer: meine Eltern und wir drei (Geschwister). Auch die Tante meiner Mutter, ihr Mann und die Tochter wohnten die erste Zeit in diesem Kellerraum. Später zogen sie um, wir blieben aber in diesem Raum. Da war kein Bodenbelag. Meine Mama mischte Lehm mit Wasser und schmierte ihn auf den Boden, damit er sauber ist. Dass wir hungern mussten, kann man nicht sagen, denn ich kann mich daran nicht erinnern, ehrlich gesagt. Meine beiden Eltern arbeiteten. Wir lebten nicht im Luxus, ich kann mich aber nicht erinnern, dass wir hungern mussten.
  3. Nun, wir erfuhren davon, weil es überall Radios gab: Wir erfuhren, dass die Ukraine befreit worden war und wir zurückkehren können. Mein Vater musste seine frühere Arbeitsstätte anschreiben und bekam eine Genehmigung für die Rückreise: Er darf mit seiner Familie zurückkehren.
  4. Nach der Rückkehr kamen wir bei unseren ehemaligen Nachbarn (in Berditschew) unter. Sie hatten ein Zimmer, etwa 18 Quadratmeter groß. Sie waren zu viert und dann kamen wir fünf dazu. Und wir wohnten in diesem Zimmer, bis wir unsere Wohnung wieder hergerichtet hatten. Da gab es keine Fenster mehr und keinen Boden, nichts war da. Der Vater und Bruder machten das. Danach zogen wir in unsere Wohnung ein.