Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Der Krieg hatte sozusagen die Hälfte überschritten und die deutsche Armee war auf dem Rückzug. Die Belagerung Leningrads wurde im Januar 1944 ganz durchbrochen. Es war klar: Das ist jetzt endgültig, das kommt nicht wieder. Die Leute hatten noch keine Einreisepapiere für die Rückfahrt, alle brannten aber darauf.
  2. Der Vater gab sich Mühe, er kontaktierte seine Bekannten usw. und bekam eine Genehmigung nach Leningrad zu kommen – aber er alleine, ohne seine Familie. Und er kam im Frühjahr 1944 nach Leningrad und arbeitete dort.
  3. Erst kurz vor dem Herbst schickte er uns die Einreisepapiere. Wir kehrten im August 1944 aus der Evakuierung nach Leningrad zurück. Der Krieg war noch im Gange.
  4. Ab dem 1. September ging ich zur Schule, in die dritte Klasse. Es war aber 1944, das Kriegsende war noch weit. Und es war noch nicht möglich, etwas wiederaufzubauen. Alles sah so aus wie zur Kriegszeit: Trümmer und Ziegelsteinhaufen. An den zerstörten Häusern fehlte die eine Mauer, die andere stand noch.
  5. Und da blieb eine Garderobe ganz, da hing noch ein Kleid usw. an der Wand. Ich habe das noch gesehen. Die großen Aufräumarbeiten begannen in der Stadt praktisch erst 1945. Und ich habe das Ganze noch so erlebt. Die Arbeiten bestanden vor allem darin, die Trümmer zu beseitigen und Ziegelsteine abzutransportieren.
  6. An den Stellen, wo ein Haus stand, wurde ein kleiner Park angelegt. Erst später wurde da gebaut. Und wer damals Ende 1945, 1946 in die Stadt kam, sagte: „Wie grün ist die Stadt! Warum haben Sie so viele kleine Parks?“