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Wissen Sie, das Problem war sehr komplex. Bei mir war es so, dass ich nach Deutschland kam. Vorher war es vielleicht auch möglich, z.B. nach Israel zu gehen. Ich war in Israel 1992, noch vor der Auswanderung. Ich war lange da, als ich in Yad Vashem das Seminar besuchte. Später, als ich schon nach Deutschland wollte, war ich wieder da auf Einladung von Yad Vashem. Ich stehe in Kontakt zu ihnen.
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Bei mir kam es aber so, dass meine Wahl auf Deutschland fiel. Erstens lernte ich ein ganz anderes Deutschland kennen auf meinen Dienstreisen. Ich lernte Jugendliche kennen, das ist eine andere Generation und ein anderes Verhältnis.
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Zweitens privat: Meine jüngste Tochter heiratete früher als die ältere. Und die Familie meines künftigen Schwiegersohnes hatte schon mühsam die Genehmigung für die Einwanderung nach Deutschland bekommen. Sie kam hierher mit der Familie ihres Mannes, es war 1994.
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Sie bekam gleich (meine) erste Enkelin, sie ist heute 16. Sie waren in Datteln und zogen dann nach Bochum. Der Schwiegersohn hat ein Medizinstudium in Minsk abgeschlossen, hier musste er einige Semester wiederholen.
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Die Tochter und die Enkelin waren schon hier und brauchten Unterstützung. Denn die Tochter war 20 Jahre alt. Sie begann Deutsch zu lernen. Und früher hatte sie die Universität des progressiven Judentums in Moskau besucht, sie gehörte so schon zur jüdischen Bewegung.
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Meine Frau kam zu ihr und kümmerte sich um das Kind, ich dann auch. Und später wurde die Stiftung Verständigung und Aussöhnung gegründet. Ich war da Mitglied des Kontrollrats als Vertreter der jüdischen Organisationen.
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Ich lernte so Deutschland kennen, wir kamen auf Dienstreise für eine Woche nach Frankfurt, es gab Gespräche und Überprüfungen der Zahlungen. Danach wohnte ich bei meiner Tochter. So sah ich Deutschland, ich besuchte das Anne-Frank-Museum.
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Ich hatte meinen eigenen Eindruck, ich bin da nicht ganz einverstanden. Ich war im Düsseldorfer Museum und in Essen. Weitere Treffen gab es in Minsk. D.h., ich sah, dass Deutschland nicht so schrecklich ist. Denn meine Bekannten in Amerika und Israel (fragen mich): „Wie kannst du da leben?“ Nun, das ist ein eigenes Thema.
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Wir reichten Unterlagen ein. Meine Frau erinnert sich heute noch daran, dass ich große seelische Zweifel hatte. 1998 kamen wir nach Deutschland. Wir waren in Unna, dann in Bochum, wo die Tochter schon wohnte. Und wie für alle Einwanderer stand die Sprache am Beginn.
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Ich beherrschte Englisch, d.h. konnte lesen, aber wohl nicht besonders gut sprechen. Ich konnte aber ein Gespräch führen. Und hier besuchte ich die Kurse beim Arbeitsamt usw. und lernte dann autodidaktisch.
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Ich fragte nach Kriegsveteranen und Ghettohäftlingen (in der Jüdischen Gemeinde) – Schweigen, „keine“. Alle saßen nur und schwiegen. Und die deutsche Leitung sagte noch: „Kriegsveteran? Sag besser nichts, du hast ja gegen die Deutschen gekämpft.“
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Die Lage war so. Allmählich erfuhr ich, dass es (ehemalige) Häftlinge gibt und lud sie zu Festen ein. Später 2001 begannen wir „Jom Haschoa“ mit allen Ritualen zu begehen. Die Leitung war unbeteiligt, der Kantor machte aber mit, und die Leute kamen auch.
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Hier lebt ein Auschwitz-Überlebender. Er stammt aus Bochum und brummte: „Da sind sie gekommen und können kein Deutsch.“ Ich sagte: „Nach und nach...“ Wir gründeten 2002 eine Organisation. Es gab einen Leitungswechsel und wir gründeten den russischsprachigen Verein der Ghettohäftlinge und Kriegsveteranen.
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Denn keiner hatte sich vorher damit beschäftigt. Wir rechneten mit zehn oder zwölf Leuten, tatsächlich kamen 40 Kriegsveteranen und 17 Ghettohäftlinge. Unser Verein hat Abgänge, trifft sich aber bereits seit acht Jahren regelmäßig. Das ist meine Arbeit.
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Heute arbeite ich bundesweit, es gibt Treffen mit anderen Organisationen. Und was noch? Wir beschäftigen uns jetzt mit Bikkur Cholim. Das ist eine jüdische Tradition, Krankenbesuche machen und Gespräche.
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Und ich versuche noch, deutsche Schulen und die deutsche Gesellschaft zu erreichen, um über den Widerstand im Ghetto zu erzählen. Denn die meisten in Deutschland wissen außer von Auschwitz und Warschau nichts von dem, was im Osten war.
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Deswegen komme ich auf Einladung in die Schulen und trete auf, ich bereite mich vor und habe viel zu erzählen und viele Fotos zu zeigen.