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Sie wurde 1909 auch in dem jüdischen Ort (Swislotsch) geboren. Sie ging in die weißrussische Schule. Damals gab es da noch Religionsunterricht. Sie erzählte, für sie wäre es interessant gewesen. Den Religionsunterricht gab ein Pope.
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Ihm wurde gesagt: „Sie ist eine ‘Shidowka‘„. Auf Weißrussisch klingt es ganz normal, auch auf Polnisch ist „Shid“ keine Beleidigung. Er fragte sie: „Mädchen, wer sind deine Eltern?“ Sie sagte: „Die Lipskis.“– „Bist du Jüdin?“ – „Ja.“ – „Komm nicht in meinen Unterricht.“
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Sie besuchte die Schule und schloss die siebte oder achte Klasse ab. Sie wurde ebenfalls früh in den 1920er-Jahren Komsomolzin. Bei ihnen war es damals Mode, die deutsche Spartakus-Bewegung zu kopieren.
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Das hat sie mir seinerzeit erzählt. Sie war Komsomolzin und musste die Haare kurz schneiden lassen. Sie hatte lange Zöpfe und schnitt sie ab, danach ließ ihre Mutter sie nicht mehr nach Hause, es gab ja noch eine jüdische Tradition.
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Sie arbeitete als Pionierleiterin und besuchte Waisenhäuser. Sie wanderten und sangen nachts die Spartakus-Lieder aus der Zeit der Revolution 1918. Dann ging sie arbeiten. Da gab es eine Glasfabrik, sie arbeitete da und war eine aktive Komsomolzin.
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Ihr wurde gesagt: „Rosa, trete der Kommunistischen Partei bei.“ Das hatte Prestige. Sie sagte: „Zu früh, ich bin kaum 18 Jahre alt.“ – „Hach…“ Damals gab es noch keine Pässe, und man gab ihr das Geburtsjahr 1907. So ist es dann geblieben, in den Dokumenten steht das Geburtsjahr 1907.
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Sie trat dort der Partei bei. In dieser Zeit zogen einige Schwestern von ihr schon nach Minsk. Alle wollten aus den kleinen Ortschaften in eine Großstadt ziehen, und auch sie kam nach Minsk. Sie arbeitete dann als Näherin in einer Fabrik, so war die Familientradition.
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Sie arbeitete auch aktiv in der dortigen Parteiorganisation. Und da gab es eine Arbeiterfakultät, wo man aufs Studium vorbereitet wurde. Und sie wurde von der weißrussischen (Partei-)Organisation nach Moskau geschickt, an die Kommunistische Uni. Das war 1932.
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Da zu studieren war schwer, denn das Lehrprogramm war sehr umfassend. Sie war natürlich nicht so gut vorbereitet. Viele hatten da einen Hochschulabschluss und insbesondere die aus dem Westen.
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Sie ging sehr oft ins Staatliche Jüdische Theater, wo Michoels Schauspieler war. Sie erzählte mir, dass Nichtjuden dahin kamen, um zu sehen, wie Michoels spielt. Er galt als weltbester Darsteller von König Lear. Und sie übersetzte aus dem Jiddischen für die Armeeangehörigen, so hat sie es mir erzählt. Michoels kam oft an ihre Fakultät und trat da auf.
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Nach dem Abschluss an dieser Uni wurde Mama wieder in Weißrussland eingesetzt. Sie begann in einem Landkreis zu arbeiten, Glinsk, und war Leiterin des „Parteikabinetts“ beim Kreisparteikomitee. Die „Parteikabinette“ machten die Aufklärungsarbeit.
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Danach zog sie zurück nach Minsk und arbeitete wieder in einer Nähfabrik, sie leitete das „Parteikabinett“. Und danach… Bis 1956 war die Ehe mit einem Ausländer in der Sowjetunion untersagt. Und bis 1944 war die Eheschließung kein Muss.
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Ich denke, das war wie heute in Deutschland: Man lebt die ganze Zeit zusammen, man hat große Kinder und sogar Enkel und immer noch eine „Freundin“, Lebensgefährtin. Und damals lebte man auch einfach so zusammen. Zudem war der Vater polnischer Staatsangehöriger und ehemaliger politischer Häftling.
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Nach seiner Verhaftung… Normalerweise wurden die Familienangehörigen der „Volksfeinde“ auch verbannt. Mama hatte eine Niederkunft und arbeitete in der Zeit nicht. Meine Mutter erzählte mir noch als Kind, wie die Durchsuchung abgelaufen war.
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Also, es gab viele Einzelheiten, die ich von Kindheit an verstand. Sie wurde zum Parteikomitee zitiert und mit den Vorwürfen konfrontiert, sie sei die Frau eines „Volksfeindes“ gewesen.
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Weil die Ehe jedoch nicht offiziell war, bekam sie eine strenge Verwarnung mit einem Vermerk in der Parteikartei: „Wegen mangelnder Wachsamkeit.“ Nach dem Schwangerschaftsurlaub begann sie in der Spielwarenfabrik zu arbeiten. Das war aber eine Fabrik von „strategischer Bedeutung“! Sie war stellvertretende Direktorin für politische Arbeit und Sekretärin der Parteiorganisation.
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Eine große Hilfe waren die Nachbarn. Die Wohnungen waren gemeinschaftlich, wir wohnten in einem Zimmer usw. Und die Leute, die (nebenan) wohnten – Wera, Dora… Ich habe sie später kennengelernt, sie hatten überlebt.
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Ihre Männer wurden auch erschossen oder verhaftet. Ein Mann war Anwalt und der andere der Militärkommandant von Minsk, ein ehemaliger „lettischer Schütze“. Er wurde auch erschossen.
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Und diese Frauen halfen stets und kümmerten sich um mich. Und sie hatten dann Glück, sie gingen in die Evakuierung, konnten sich retten und lebten nach dem Krieg in Moskau. Und ich hatte das Glück, sie später kennenzulernen.