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Als der Krieg am 22. Juni (1941) ausgebrochen war, wurde Minsk am Tag danach bombardiert. Die ganze Führung der Weißrussischen Republik – das ZK der Partei und die Regierung – machte sich eilig fertig und flüchtete 300 Kilometer nach Osten nach Mogiljow. Dabei ist besonders interessant: Mir wurde erzählt, sie hätten über den möglichen Krieg Bescheid gewusst. Sie konnten ihre Familien retten.
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Und allen, die noch da waren, befahlen sie: Die Arbeitsplätze dürfen nicht verlassen werden. Sonst drohte ein Revolutionstribunal. D.h. wenn jemand auch während eines Luftangriffs gehen würde, würde er erschossen werden.
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Und die Männer wurden in die Armee eingezogen: Der Mann meiner Tante, der Fahrer. Und der Mann der anderen Tante Olja, die Zwillinge hatte, der Schuster, wurde auch eingezogen. Der Direktor der Spielwarenfabrik…
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Er überlebte den Krieg. Ich kannte seine Familie. Seine Enkelinnen leben heute in Amerika, wir wuchsen nach dem Krieg zusammen auf. Er wurde eingezogen, schaffte es aber noch, seine Familie zu evakuieren.
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Und Mama musste als Parteifunktionärin da bleiben, zudem war sie zuvor unter Aufsicht und galt als unzuverlässig – ihr Mann war in Haft. Sie saß auf der Arbeit und gab acht, dass die Stanzformen für das Spielzeug nicht geplündert werden. Und Minsk wurde bombardiert, alle holten die Kinder aus den Kindergärten und Krippen.
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Es kam ein Erzieher: „Genossin Lipskaja, holen Sie Felix ab, denn alle sind schon weg.“ Und ich wurde abgeholt. Aus Minsk zu fliehen war verboten, da drohte Erschießung. Dann begann das Chaos und Minsk brannte ab. Mamas Schwestern machten sich dann fertig, eine hatte sechs Monate alte Zwillinge. Margarita war sechs, ich und noch eine drei.
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Es gab aber keine Verkehrsmittel, und es ging zu Fuß. Ich behielt irgendwelche Explosionen und Flammen in Erinnerung, es war dunkel. Die Moskauer Chaussee wurde bombardiert, so versuchte man, an den Waldwegen zu gehen.
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Was behielt ich aus dieser Zeit in Erinnerung? Ich wurde mal auf einen Laster gesetzt und dann wieder hinunter gestellt. Da war Feuer und ein Fluss. Später erfuhr ich, wo dieser Fluss ist.
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Warum war es so? Als wir zur Brücke kamen… Das war 60 Kilometer von Minsk entfernt, es war schon am dritten Tag. Da fuhr gerade ein Lastwagen mit Parteifunktionären vorbei. Sie erkannten Mama wieder: „Rosa, steig ein!“
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Und ich wurde da drauf gesetzt. Und ihre jüngere Schwester war am Fluss. Mama war älter und Parteimitglied, Sie wissen schon. Die Schwester rief: „Ich springe von der Brücke!“ Ich wurde vom Laster zurückgeholt, und er fuhr sofort weiter: „Es gibt keine Plätze mehr.“
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Sie wollten sich retten. Und der Laster kam noch durch. Und wir versuchten am nächsten Morgen weiter zu kommen. Die deutschen Fallschirmspringer hatten aber den Weg schon abgeschnitten: „Zurück!“
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Und wir alle kehrten nach Minsk zurück. Ich nehme an, wir gingen auch mehrere Tage (zurück) nach Minsk.
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Und da habe ich wieder eine Erinnerung: Wir gingen zu unseren Häusern. Unser Steinhaus war einstöckig, das Mauerwerk stand noch und innen war nur noch verkohltes Holz. Dieses Feuer habe ich jetzt vor Augen, das prägte sich ein.