Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Mein Vater Berl Fraykin wurde 1895 geboren, im jüdischen Ort Smolewitschi. Er ging zur Schule und übte dann den Beruf eines Oberlederzuschneiders aus. Später wurde in der Sowjetzeit eine Schuster-Genossenschaft gegründet, und er war Vorsitzender dieser Genossenschaft und Handwerksmeister.
  2. In diesem Beruf arbeitete er bis zu seiner Erkrankung. Da er ständig mit Häuten u.a. zu tun hatte, erkrankte er an Tuberkulose. Er starb 1941, gerade zu Kriegsbeginn. Das ist eigentlich die ganze Biografie meines Vaters.
  3. Der Mädchenname meiner Mutter ist Sulkina, nach der Eheschließung hieß sie Fraykina. Sie wurde 1900 geboren, im Dorf Glinniki in unserem Landkreis Smolewitschi. Ihr Vater war Dorfschmied und lebte bis zu seinem Tod immer dort.
  4. Ihre Mutter war, kann man sagen, in der Landwirtschaft tätig. Sie hatte einen guten Gemüsegarten und noch eigene Hühner und Gänse. Sie züchtete das alles und brachte es dann zum Verkauf auf den Markt in Smolewitschi. An den Großvater habe ich keine Erinnerungen, an die Großmutter aber schon. Sie wurde dann im hohen Alter krank, sie hatte Brustkrebs und starb 1924.
  5. Als sie (meine Mutter) in Smolewitschi geheiratet hatte… wurden damals Kolchosen organisiert. Da sie im Dorf aufgewachsen war und sich in der Landwirtschaft gut auskannte, wurde sie als Kolchos-Bestarbeiterin zur Leiterin einer Gruppe ernannt.
  6. Sie arbeitete im Kolchos, wohl solange sie es konnte. Dann machte sie eine Umschulung und begann als Verkäuferin im Geschäft zu arbeiten. Sie tat das bis zu ihrem letzten Tag, bis zur Erschießung.