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Als ich auf die deutsche Grundschule kam, gab es Russisch-Unterricht in der zweiten Klasse. Das war nur ein Jahr, dann kam der Staatsstreich und Russisch wurde durch Englisch ersetzt. Meine Eltern sprachen zu Hause Russisch, aber nicht miteinander. Miteinander sprachen sie Deutsch, mit ihren Freunden aber auch Russisch.
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So hörte ich es ab und zu. Ich weiß immer noch – einmal klingelte das Telefon, ich nahm den Hörer ab (und sagte): „Hallo.“ Jemand sprach Russisch, und ich rief: „Mutti, man spricht Russisch. Geh ans Telefon!“ Ich konnte nicht antworten. So kannte ich (auch) nicht die (russische) Literatur usw. Ich begeisterte mich für Sagen und Legenden. Später kamen Kinderbücher, ich las sie sehr gerne.
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Es war eine Übersetzung aus dem Dänischen, die Schriftstellerin hieß Karin Michaelis. Sie verfasste vier Bände: „Bibi“, „Bibi auf Reisen“ und „Bibi und Ole“; den Titel des letzten Bandes weiß ich nicht mehr. Oder Eva Getkins, sie war eine Deutschbaltin. Sie beschrieb ihre Reise zur goldenen Hochzeit in Sigulda.
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Das war mein Leben. Ich kann noch erzählen, dass ich eine deutsche Zeitschrift für Mädchen in meinem Alter abonnierte. Sie hieß „Das Kränzchen“. Frau Ettinger, eine sehr intelligente Frau, hatte eine Buchhandlung und eine Bibliothek. Ich ging zu ihr, um Bücher zu bestellen und auszuleihen. Einmal sagte sie mir: „Wie? Du bist ein intelligentes Mädchen und liest so einen Schrott!?“
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Später, als die Sowjetmacht sich etablierte, begannen wir natürlich intensiv Russisch zu lernen. Gut, die Grundlage hatte ich schon. Ich weiß noch, meine Freundin und ich saßen zusammen und nahmen uns den „Eugen Onegin“ von Puschkin vor. Wir lasen mit dem Wörterbuch, es war sehr mühsam. Das waren (aber) natürlich nur schwache Versuche, daraus konnte nichts werden.