Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Nein, so eine Einstellung hatte ich nicht – aus zweifachem Grund. Erstens bin ich dank meiner Erziehung und meinem Naturell zu stark mit der deutschen Kultur verbunden. Zweitens war ich über Deutschland gut genug informiert. Ich wusste, dass die Lage und Atmosphäre anders geworden sind, dass Deutschland nicht mehr das ist, was es war.
  2. Ja, ich wusste, was in Deutschland geschah. Und heute weiß ich auch, dass die Rechten stärker werden. Doch das ist nicht nur in Deutschland der Fall, sondern auch in Ungarn und anderen Ländern. Der Antisemitismus wird stärker, auch in Lettland und Litauen. Trotzdem bestimmen nicht sie die Politik und Stimmung. Das tun ganz entgegengesetzte Kräfte. Daher bin ich der Meinung, dass es durchaus möglich ist in Deutschland zu leben, ohne sich fürchten zu müssen.
  3. Ich lese Zeitungen, die hier für das hiesige Publikum erscheinen. Das sind die „Jüdische Zeitung“ und die „Jüdische Allgemeine“. Nach diesen Veröffentlichungen zu urteilen, denke ich, dass das Interesse (für das Judentum) da ist und wohl nicht nachlässt. Andererseits gibt es große Unterschiede. Es gibt ein positives Interesse und es gibt ein negatives Interesse.
  4. Das wissen wir auch, das hängt vor allem mit Israel zusammen. Ohne die Geschichte mit Israel wäre es vielleicht anders, ich weiß es nicht. Aber das Verhältnis zu den Juden wurde wegen Israel viel schlechter. Hier spüren wir das nicht so sehr. Ich weiß nicht, wie es bei den anderen ist, ich spüre das in keiner Weise. Denn ich habe deutsche Freunde, die an dieser Kommunikation und an diesem Dialog sehr interessiert sind, auch an der ganzen Problematik.