Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich wurde in Weißrussland geboren, im Gebiet Mogiljow, im jüdischen Städtchen Propojsk. Meine Eltern kamen aus einer Sippe von Fuhrleuten. Sie machten Personentransporte noch vor der Revolution. Und nach der Revolution wurde alles beschlagnahmt, Kutschen usw.
  2. Sie transportierten dann Güter. Sie waren Einzelunternehmer, Fuhrleute und transportierten Güter aus den naheliegenden Städten. Es waren verschiedene Güter, vorwiegend machten sie Transporte nach Bobrujsk, seltener nach Rogatschow und Gomel, ebenso nach Kritschew und Klimowitschi.
  3. Sie transportierten Spirituosen. Da gab es keine anderen Verkehrsmittel, nur Pferdewagen. Sie arbeiteten so ungefähr bis Anfang der 1930er-Jahre, bis zu Beginn der „Kollektivierung“. (Dann) wurde beschlossen, alle Einzelunternehmer in einer Genossenschaft zu vereinigen.
  4. Sie wurden verpflichtet, alles an die Genossenschaft abzugeben, d.h. Pferde, Pferdegeschirr. So wurde diese Genossenschaft gegründet, sie hatte ungefähr 17 Mitglieder. Wie ich noch weiß, wurde als Vorsitzender ein gebildeter Mann gewählt, Lew Benin.
  5. Da waren vier Brüder (Benins). Er leitete diese Genossenschaft. Es war eine schwere Zeit. Ab und zu gab brachen Seuchen aus und die Pferde verendeten, die Leute wurden arbeitslos. Mein Vater und andere Mitglieder machten dann andere Arbeiten, sie sägten Holz und arbeiteten im Wald…
  6. Da war eine Holzflößerei und sie betrieben eine Zeitlang die Flößerei. Bei uns gab es – und gibt es – den Fluss Sosch. Und da wurde die Holzflößerei betrieben.
  7. Als es wieder möglich war, Pferde zu erwerben, gab es auch wieder die Genossenschaft, und sie setzten (ihre Arbeit) fort.
  8. Meine Mutter stammte aus Nowosybkowo bei Gomel. Sie waren drei Schwestern. Mein Vater kam dahin und lernte sie irgendwie kennen. Die Bekanntschaft endete damit, dass er sie nach Propojsk mitnahm. Es war um 1925, glaube ich.
  9. Zwei Brüder hatte ich. Der mittlere hieß Janja oder Jakow. Man nannte ihn Janja, er wurde 1930 geboren. Und der jüngste war Chaim, Jefim, geboren 1937. Wir kamen zusammen ins Ghetto, und sie kamen dort um.