Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Mit diesem Bataillon marschierte ich bis Prag. Am Pruth, an seinem Ufer waren Sümpfe und es wurde eine Straße gebaut… Nachdem unsere Truppen den Pruth überquert hatten, waren wir bereits in Rumänien. Uns entgegen kamen Kolonnen deutscher Kriegsgefangener, die von Rumänen mit Stöcken getrieben wurden.
  2. Und wenige unserer Soldaten (unter den Bewachern) der Kolonne… Wir kamen dann nach Iasi, da sah ich erstmals Juden, die… Also, es waren „echte“ Juden mit Schläfenlocken usw. Ich war verwundert. Es stellte sich heraus, dass Antonescu und Mihai „ihre“ Juden erfolgreich geschützt hatten. Zwar hatte es „Aktionen“ gegeben, sie waren jedoch nicht so umfangreich gewesen. …
  3. Dann marschierten wir ungehindert nach Bukarest, gewissermaßen ohne Kämpfe. Es gab aber (vereinzelten) Widerstand. Wir entdeckten mal einen unserer Soldaten tot im Mais. Es ging nach Bukarest, anschließend führte unser Weg durch Rumänien.
  4. Ein Zwischenfall hat sich mir sehr eingeprägt: Es war in einem sehr großen Dorf, einer deutschen Kolonie, vielleicht war es (auch) eine Stadt. Wir haben da nur übernachtet und marschierten dann weiter. Wir kamen (dort) in ein reiches Haus, wo einige alte Leute waren.
  5. Wir übernachteten da und die Frau des Hauses machte mir ein Bett in einem separaten Zimmer. Die Bettwäsche war sauber und es war ein Federbett. Ich hatte nie, auch vor dem Krieg nicht, in so einem Bett geschlafen. Ich kam mir vor wie ein König. Aber es war nur eine Nacht.
  6. Ich ging natürlich auch in die Stadt. Die Leute schleppten Sachen herum, die Magazine wurden geplündert. Ich ging in ein Magazin, wo es Zucker gab. Ich nahm einen Sack Würfelzucker mit, einige Packungen zu je fünf Kilo. (Zurück im Haus) gaben wir der Frau eine Packung, und die Soldaten hatten auch etwas davon. So waren wir uns gegenseitig dankbar und am Morgen marschierten wir weiter.
  7. (Es ging) über Budapest, wir waren noch im Stadtteil Pesterzsebet. Am Donauufer standen deutsche Kasernen. Als wir sie erobert hatten, lagen da (noch) Matratzen – d.h. die Deutschen waren noch vor Kurzem da gewesen. Danach (waren wir) in Buda.
  8. Da war eine (deutsche) Heeresgruppe am… Plattensee. Dann kam die Slowakei, dann kamen wir irgendwie nach Österreich und dann nach Tschechien, wir standen bei Prag. Am 9. (Mai) ging der Krieg zu Ende. Es gab eine Bekanntmachung… Die Soldaten umarmten sich und weinten: „Wir haben überlebt.“