Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Mein Name ist Denenburg, Borys. Ich wurde am 20.8.1924 in Poltawa geboren. Mein Vater war Zahntechniker, meine Mutter Ärztin. Sie lernten sich dort kennen und haben geheiratet. Mein Vater besuchte den Cheder. Mein Urgroßvater war Rabbiner.
  2. Ich hatte drei Schwestern. Eine war Anwältin. Die zweite war eine gute Chirurgin, sie arbeitete in Hospitälern. Die dritte war auch im Krieg. Bei uns waren alle im Krieg, alle kämpften. Denn unser Leben war so, dass wir uns verteidigen mussten. Fast alle meine Verwandten waren auch im Krieg. Wir mussten die schwerste Lebenserfahrung machen, und ich denke, wir blieben Menschen.
  3. Meinen Großvater haben die Deutschen erschossen. Das war in Trostenez, die Stadt liegt auf dem Weg nach Sumy. Er wollte nicht wegfahren und sagte: „Sie sind doch zivilisierte Menschen. Ich habe mit den Deutschen zusammen gelebt.“ Er wurde dann gleich erschossen, auf dem Friedhof.
  4. Wir lebten zwei oder drei Jahre in Poltawa. Danach zogen wir ins Dorf Kotelwa in der Nähe. Das ist ein riesengroßes Dorf. Wir lebten da eine Weile, dann wurde meiner Mutter eine Arbeitsstelle im Gebiet Sumy angeboten. Da gibt es eine Zuckerfabrik. Wir lebten einige Jahre da. Meine Eltern arbeiteten im Krankenhaus. Dann wurde meiner Mutter eine Arbeitsstelle in Isjum angeboten, im Gebiet Charkow. Wir lebten da bis Kriegsausbruch.