-
Als wir (aus dem Lager) heraus waren, stellte sich die Frage: Wo sollen wir hin, wo können wir bleiben? Wir konnten nirgendwo hin, überall waren die Deutschen und Rumänen. In Mogiljow hatten wir nichts mehr, und die Großmutter sagte: „Wir versuchen uns nach Osarinzy durchzuschlagen.“
-
Sie hatte ein kleines Häuschen da: „Wir versuchen nachts dahin zu gelangen.“ Und wir gingen nachts dahin. Als wir ankamen, war der Ort ganz still, kein Geräusch, kein Hundegebell, absolute Stille. Das beunruhigte sie sehr: Unbegreiflich, der Ort war immer lebendig gewesen.
-
Dann kamen wir in der Nacht in ihr Haus. Sie schloss die Tür auf und wir traten ein. Dort gab es zwei Eingänge, der erste mit einem Treppenaufgang. Und im Hof gab es einen kleinen Nutzgarten, da war auch ein Eingang. Wir gingen hinein, es war dunkel, wir konnten nichts sehen und hören.
-
Und gleich vor uns lag die Leiche des Nachbarn. Wir stolperten über ihn hinein. Sie (die Großmutter) schloss schnell die Tür ab. Sie fand ein Stück Kerze und zündete sie an. Und wir saßen dort ganz still, in Ungewissheit. Wir waren verblüfft: Warum ist es so still? Im ganzen Dorf herrschte absolute Ruhe.
-
Am Morgen hörten wir laute Fußtritte gegen die Tür. Wir haben keinen Laut von uns gegeben. Die Deutschen traten die Tür ein und einer kam herein. Er richtete gleich eine Waffe auf meinen Kopf und war bereit abzudrücken. Die Großmutter und Mutter warfen sich ihm zu Füßen und flehten: „Tötet uns, aber er ist noch ein Kind, kaum 8 Jahre alt!“
-
Sie baten und flehten ihn an. Er nahm aber die Waffe nicht weg. In diesem Moment – wie durch eine Schicksalsfügung – trat der zweite Deutsche ein und hatte die Szene vor Augen. Er war wohl der Vorgesetzte und rief dem anderen zu: „Komm!“ Sie gingen hinaus. Gleich danach kamen Polizisten mit Hunden, die uns ins Ghetto in Osarinzy trieben.