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Und dies war die dritte Wohnung, die ich gefunden habe. Wir beschlossen, sie passt. Der Stadtteil (in dem wir wohnen) ist gut und wir sind zufrieden, wir haben uns eingerichtet. Es gibt aber zwei Umstände, die für uns sehr schwer sind. Erstens haben wir hier keine nahen Verwandten. Und zweitens mangelnde Deutschkenntnisse.
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Wir kamen bereits mit 65 und 70, und es gab nur kostenpflichtige Sprachkurse. Also, dies sind zwei wunde Stellen, besonders unangenehm. Vor allem wenn du ins Krankenhaus kommst – keine Sprachkenntnisse, keine Verwandten… Da können Sie sich vorstellen, wie schwer wir es haben.
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Wir beschlossen aber, etwas zu tun. Da wir uns immer mit Laienkunst beschäftigt hatten, gründeten wir auch hier einen Chor bei der Synagoge. Er wurde neulich zehn Jahre alt.
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Zu unserem Repertoire gehören über 100 Lieder. Die meisten Lieder sind aber auf Deutsch. Es gibt auch Lieder auf Jiddisch, Hebräisch, ein Lied auf Französisch und auch auf Englisch. Und ziemlich viele in Russisch. Wo treten wir auf? Meistens in unserem Bundesland: Mönchengladbach, Düsseldorf… In Düsseldorf hatten wir mehrere Auftritte. Unser Chor trat auch in Köln auf, Nellja und ich waren aber nicht dabei, wir waren gerade in Israel.
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Wir beide haben im Chor gesungen. Und wir begannen, noch im Duett zu singen; früher sind wir nie so aufgetreten. Wir sangen nostalgische Lieder, allen gefiel es sehr. Man drängte uns: „Wann gibt es ein nächstes Mal…?“ Und wohl zehn Jahre lang sangen wir da, was den Leuten Vergnügen bereitete und uns auch. Ich hielt Gesangs- und Erzählabende, auch zusammen mit Nellja, dann alleine: über meine Eltern, Großeltern und Freunde.