Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. 1924 wurde meine Schwester Schura geboren. Da in Shitomir Hunger und Not herrschten, zogen meine Eltern nach Moskau um: ich, meine Schwester und unsere Eltern. Wir mieteten ein kleines Zimmer in einem Privathaus an der Warschawskoje Chaussee, am Stadtrand.
  2. Mein Vater arbeitete als Schuster in einer Genossenschaft, meine Mutter war Hausfrau. Als die Neue Ökonomische Politik (NÖP) in Russland begann, zogen wir um in eine kleine Wohnung im Moskauer Zentrum. Die Fenster waren am Boden, der Keller unten war auch bewohnt.
  3. Bevor wir in die Wohnung einzogen… Früher war da ein Pferdestall. Man musste die Wände einreißen, sie waren drei Ziegel dick. Die Toilette teilten wir mit der Nachbarin. Ihre Wohnung ging zur Straße und unsere zum Hof. Eine Küche gab es nicht, der Vater stellte einen Gas-Herd in den Flur. Und so lebten wir bis… Fast das ganze Leben lang.
  4. 1925 wurde meine Schwester Tanja in Moskau geboren. Während der NÖP eröffnete mein Vater eine Schusterei im Hauseingang. Damals war Privateigentum geringfügig zugelassen.
  5. . Meine Mutter verkaufte Bonbons im Bauman-Park, die ihr Schwager herstellte. Als die NÖP zu Ende war, arbeitete mein Vater wieder als Schuster in der Genossenschaft, meine Mutter wurde Hausfrau.
  6. 1937 wurde meine Schwester Berta geboren, die 1939 an der Ruhr starb. So waren bei unseren Eltern drei Schwestern: Donia, Schura und Tatjana. Wir alle gingen zur Schule. 1941 brach der Krieg aus.