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Nach dem Schulabschluss musste ich studieren – das fand jedenfalls mein Onkel, Mamas Bruder. Im Grunde genommen wollte ich Kameramann werden. Nach Abschluss der neunten Klasse suchte ich das WGIK auf, das Film-Institut in Moskau. Denn ich wusste: Willst du Kameramann lernen, musst du deine Fotos zeigen.
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Und ich wollte besprechen, welche Fotos ich mitbringen soll und zu welchem Thema, um sie im folgenden Jahr aufzunehmen. Als ich im WGIK sagte, ich möchte dies und das klären, wurde mir angeboten, Platz zu nehmen. „Und nun erzählen Sie von Ihrem Leben.“ Ich tat es.
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Mama und ich hatten vorher besprochen, ob ich bei der Studienbewerbung die Familienangaben verfälschen soll oder nicht. Wir hatten beschlossen, dass ich die Wahrheit sage. Als ich im WGIK nach meinem Leben gefragt wurde, sagte ich: „Meine Kindheit verbrachte ich in Japan und wir kehrten dann und dann zurück. Mein Vater ist verhaftet. Jetzt gehe ich zur Schule, ich habe die neunte Klasse abgeschlossen.“ –
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„Wissen Sie, Sie haben gerade die Besonderheiten in Ihrem Lebenslauf genannt. Daher… Wir haben sehr viele Bewerber, und ich empfehle nicht, die Unterlagen (bei uns) einzureichen.“ Ja, was konnte ich da machen? Nach dem Abschluss der 10. Klasse wollte ich als Konstrukteur arbeiten, denn (mit dem Film) hatte es nicht geklappt.
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Als bestes Institut für Konstrukteure galt das Moskauer Institut für Flugzeugbau. Und ich bin natürlich dahin. Ich bekam da gleich einen Fragebogen zum Ausfüllen. Ich füllte ihn aus und mir wurde dann dasselbe gesagt: „Es gibt sehr viele Mitbewerber. Mit Ihren Angaben im Fragebogen schaffen Sie es nicht. Gehen Sie an ein anderes Institut.“
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Ich durchlief so sieben oder acht Institute, überall dasselbe. Mal höflich, mal ganz hart sagte man: „Lieber nicht, versuchen Sie es woanders.“ Ich traf dann meinen Mitschüler Jura, der fragte: „Wo hast du deine Unterlagen eingereicht?“ Es war am 28.7., und am 1.8. begannen die Aufnahmeprüfungen.
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Ich sagte: „Noch nirgendwo. Und du?“ – „Am Institut für Energetik.“ Ich hatte noch nie von diesem Institut gehört, das lag mir fern. Dann lief ich zum Institut für Energetik. Da standen einige Tische, die Beamten nahmen die Unterlagen der Abiturienten auf. Ein Platz wurde frei, ich nahm ihn ein. Da saß ein Mann mit langem weißem Haar und einer dicken Brille, sein kräftiges Gesicht war eckig.
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Ich sagte: „Ich bin Jude, mein Vater ist verhaftet und meine Kindheit verlief in Japan. Kann ich meine Unterlagen in Ihrem Institut einreichen?“ Er sagte: „Setzen Sie sich bitte.“ Das war schon (ein Erlebnis). „An welche Fakultät möchten Sie?“ – „Für Radiotechnik.“ Denn (mein Freund) Jura wollte an diese Fakultät. „Sie haben gerade über die Besonderheiten Ihres Lebenslaufs erzählt. Da gibt es sehr viele Mitbewerber. Auch wenn Sie die Prüfungen gut bestehen sollten, kommen Sie da nicht durch. Aber an der Fakultät für Energetik oder für Elektromechanik – wenn Sie die Prüfung da gut bestehen, werden Sie immatrikuliert.“ – „Hier sind meine Unterlagen und die Bewerbung!“
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Bei den Prüfungen bekam ich 28 Punkte von 30. Als ich dann mein Prüfungszeugnis abgeben wollte, bemerkte ich: Für die Fakultät für Elektromechanik war der Mann zuständig, der meine Bewerbung angenommen hatte. Für die anderen Fakultäten war ein anderer verantwortlich.
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Ich gab ihm (dem Mann) das Papier. Er schaute drauf: „Genosse Nagy, ich gratuliere Ihnen! Sie sind immatrikuliert. Bringen Sie morgen ein Lichtbild mit, Sie bekommen einen Studentenausweis. Kommen Sie am 1.9. zum Unterricht in den Hörsaal. Ich werde Berater ihres Studienjahres sein und Sie zwei Jahre betreuen.“
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Dieser Mann hieß Iwan Najaschkow. Damals war er Doktorand, später wurde er Direktor des Instituts für Elektrotechnik und danach Minister für Innovationen und Erfindungen. Und später erfuhr ich noch, dass seine Eltern auch verhaftet gewesen waren.
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Aber die Institutsdirektorin war damals Walerija Golubzowa, die Frau von Malenkow, praktisch dem zweiten Mann im Staat. Sie war ein sehr anständiger Mensch und konnte sich in ihrem Institut Nachsicht erlauben.