Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich machte zwei Monate eine Ausbildung an der Sergeantenschule. Danach bekam ich den Rang eines Untersergeanten. Nach der Ausbildung kamen sogenannte „Käufer“, sie holten (Soldaten) zu ihrer Truppe: Infanterie, Artillerie… Ich kam zur Infanterie und wir waren dann bei Stalingrad, Station Beketowka. Der Krieg war im vollen Gange, das war Anfang 1942. Ich diente in Stalingrad, da, wo die Traktorenfabrik und das Kaufhaus waren, das war schon zerstört. Im Mai oder Juli wurde ich das erste Mal verwundet, am Bein. Ich wurde im Lazarett behandelt und war danach bis 1943 in Stalingrad. Auf beiden Seiten kämpften zwei Millionen Soldaten.
  2. Jeden Tag kamen sehr viele Leute um, denn die Flugzeuge… Da war die Wolga und zudem… Es war furchtbar, die Leute kamen um. Die Bevölkerung war eigentlich nicht mehr da. Wir verteidigten die Traktorenfabrik. So ging es bis 1943. Ich erzähle es kurz, um es nicht in die Länge zu ziehen. Dann kapitulierte Paulus und seine 300.000-Mann-Armee. Ich sah das alles aus der Entfernung, diese Geschichte. Als die Stalingrad-Schlacht zu Ende ging, war Stalingrad vollkommen zerstört.
  3. Wir kamen an die Don-Front unter dem Kommando von Rokossowskij. Da waren auch Schukow und Moskalenko… Nach der Befreiung von Mogiljow wurde unserer Division die Bezeichnu Als wir damit fertig waren… Da war eine deutsche Heeresgruppe, wir nahmen Mogiljow ein, befreiten es. Danach kamen wir zum Kursker Bogen und kämpften bei Kursk. ng „die 64. Mogiljow-Schützendivision“ verliehen. Das war in Weißrussland.
  4. Da war eine Anhöhe, ca. 1,5 km hoch. Oben waren die Deutschen und unten wir. Und hier verlief die Oder. Wir standen da, sehr viele fielen am Fluss, aber wir brachen da trotzdem durch und marschierten nach Berlin. Unsere Division kam bis nach Berlin, am 26. April 1945 waren wir bereits am Stadtrand von Berlin. Als wir da waren, fielen auch sehr viele von unseren Leuten in dem Gefecht. Denn wir waren Infanterie, sie kriegt am meisten ab. Wer da kämpfte, das waren vorwiegend deutsche Jungen, 13 bis 15 Jahre alt. Sie versteckten sich mit Panzerpatronen in den Häusern.
  5. Dann bekamen wir Verstärkung, sie kam aus der Ukraine – 17- und 18-jährige Jungen. Sie waren so gut wie nicht ausgebildet und fielen gleich fast alle. Wir kämpften um Mogiljow, um Minsk, danach in Polen bei Warschau. In diesem Buch ist das alles beschrieben. Aus Warschau kamen wir nach Frankfurt/Oder in Deutschland. Wir standen zwei Monate da. Da war ein Brückenkopf, wissen Sie, was das ist? Auf einer Seite war die armenische Division, auf der anderen war unsere. Da war eine Anhöhe, ca. 1,5 km hoch. Oben waren die Deutschen und unten wir.
  6. Haben Sie von dieser Waffe gehört? Sie schossen damit Panzer ab. Dort endete der Krieg für mich. Am 2. Mai wurde bekanntgegeben: Der Krieg ist aus. Ich blieb danach noch in Deutschland, in Berlin. Einen Monat später wurden wir nach Leipzig versetzt. Wir waren da 2 Monate und kamen nach Erfurt. Wir gingen durch all die Orte, ich war fast ein Jahr da. Und Ende 1946 wurde ich demobilisiert. Wie erging es Ihrer Familie, als Sie Soldat waren? – Sie waren ja in der Evakuierung. 1944 kehrten sie zurück in das Donezbecken. Ich wusste das nicht, denn ich erhielt keine Briefe. Ich schrieb ihnen, bekam aber in diesen vier Jahren keinen einzigen Brief.