-
Als die Deutschen (1941) einmarschierten… Später sah ich Filme (darüber), aber das war wie Tag und Nacht. Es war auch unterschiedlich in den verschiedenen ukrainischen und weißrussischen Gebieten. Zum Glück marschierten die Deutschen bei uns still und ruhig ein. Sie taten niemandem etwas an, gar nichts.
-
Sie baten nur um Wasser. Sie bekamen es, bauten eine Feldküche auf und kochten Suppe. An diesen Geruch erinnere ich mich immer noch. Ein wunderbarer Geruch, weil ich damals vielleicht auch hungrig war. Sie gaben sie an alle aus, bitte schön.
-
Zuerst war man vorsichtig, dann gingen die Leute nach draußen, auch mein Vater und sein Bekannter. Wir wohnten im Zentrum (der Stadt), wo die Ukrainer, Russen und alle möglichen Nationalitäten lebten. Und wir Juden, wir waren viele in Shmerinka. Und man sprach miteinander.
-
Vorher waren Flüchtlinge zu uns gekommen, als Polen und die Tschechoslowakei erobert worden waren. Die hatten uns über Gräueltaten der Deutschen erzählt. Wir waren nun (verblüfft). Ich war allerdings (nur) ein Junge, mein Vater und die anderen sagten, die Deutschen tun uns nichts an. Wer konnte das ahnen, es hatte wohl politische Gründe: zuerst nichts antun, und dann…
-
Wir erfuhren davon (später). Zuerst aber sprachen sie friedlich mit uns und bewirteten uns mit Suppe. Das dauerte vielleicht zwei oder drei Wochen oder einen Monat. Und dann natürlich… Die Juden im Ort sagten (zunächst): „Man hat uns Angst gemacht, uns passiert aber nichts!“
-
Das war eine schlaue Politik (der Deutschen). Später ging es aber los: Wir wurden zusammengetrieben und mit Stacheldraht eingezäunt. Da gab es zwei Tore, auf der Nord- und der Südseite. Da stand auf Deutsch geschrieben: „Wer ohne Erlaubnis hinausgeht, wird auf der Stelle hingerichtet.“ Manche Hitzköpfe dachten: „Ach was…“ Sie gingen hinaus, wurden erschossen und an den Toren gekreuzigt.