Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Und dann kam das Problem: Man musste ins Ausland gehen. Das Problem sprach Venja an. Er wurde Regisseur hier in Aachen, er inszenierte die Oper von Prokofjew „Die Liebe zu den drei Orangen“.
  2. Im Laufe seiner Arbeit begann er auf uns einzureden, hierher zu kommen. Als erste kamen Galja, Dima und ihre Kinder, sie kamen 1990 hierher. Anfang 1991 kamen auch wir hierher. Ich nahm mir Urlaub, ich wollte jedoch nicht bleiben. Aber meine geliebte Frau sagte hier: „Wo Galja ist, da bin ich auch.“ Das war so.
  3. Hier in Aachen… Ich kann die deutsche Sprache nur etwas und kann nicht auf Deutsch schreiben. Aber ich veröffentlichte hier einen Artikel. Ich schrieb ihn auf Russisch und er wurde in der Redaktion ins Deutsche übersetzt. Also ist hier ein Artikel erschienen.
  4. Und ich arbeitete einige Jahre für Radio Liberty, ich hielt öfter Vorlesungen. Ich las sie selbst oder ich schrieb sie und sie wurden dann gesendet. Aber als die Redaktion nach Prag umzog, war für mich Schluss. Denn der Mitarbeiter, der für Wirtschaft verantwortlich war, blieb in München, so war es.
  5. Meine Brüder, die Schwester und die Frau sind tot. Ich bin noch (da). Und ich weiß nicht, wie ich 98 Jahre alt wurde. Zunächst ging es mir gesundheitlich gut. 1997 stürzte ich aber, seitdem muss immer jemand bei mir sein, damit ich gehen kann usw. Also, ich fiel um.
  6. Und irgendwann in den 90-er Jahren bekam ich einen Schrittmacher. Ich falle nicht mehr um, trotzdem ist jemand stets bei mir. Ich muss sagen, dass ich früher sehr gerne ab und zu in die Synagoge ging, um mich an meine Jugend zu erinnern. Jetzt ist es nicht möglich. Ich gehe zweimal spazieren, habe Vollpension, bekomme hier zu essen usw.
  7. Ja, ich schreibe Erzählungen. Neulich schrieb ich die 163. Erzählung. Galotschka schickt diese Erzählungen vielen Leuten per Internet zu. Aber veröffentlichen kann ich das natürlich nicht. Das ist ausgeschlossen.
  8. Hier habe ich ein Buch (geschrieben)… Eine Autobiografie. Außerdem habe ich den Roman „Die Antipoden“ und eine kleine Schrift verfasst. Also, ich habe einiges hier geschrieben. Und ich schreibe Erzählungen am PC. Ja, diese Arbeit tut gerade der Gesundheit gut.