Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. In Deutschland kamen wir nach Mecklenburg-Vorpommern, und uns wurde Wismar zugeteilt. Unsere Bekannten riefen uns nach Nürnberg und Hannover: „Wir machen alles, kommt zu uns und wir werden zusammenarbeiten.“
  2. uch die Freunde aus Dortmund sagten: „Kommt nach Dortmund, wir werden alles organisieren.“ Und wir waren bereit, eben nach Dortmund zu kommen. Ich hatte keine Pläne da zu arbeiten, vielleicht nur etwas auszuhelfen.
  3. Trotzdem kamen unsere Freunde nach Unna und sprachen mit der Verwaltung, dass wir hierher überwiesen werden. Das ging absolut problemlos, obwohl es problematisch ist, in ein anderes Bundesland zu kommen.
  4. Die klugen Jungs fanden aber die richtigen Argumente und wir kamen hierher nach Dortmund. Nach der Zeit in Unna waren wir zuerst einige Monate in Schwerte, bis wir diese Wohnung erhielten. Hier wohnen wir seit Juni 1997.
  5. Meine Frau war in dieser Zeit gezwungen, sich in Paris aufzuhalten. Einige Tage nach der Ankunft erfuhren wir überraschend, dass unser Sohn schwer krank ist. Er rief meine Freunde in Leningrad an und sagte, er hätte einen Tumor im Bereich des Herzens und der Lunge.
  6. Er bat, uns nichts zu sagen, um ruhig ins Jenseits zu gehen und um uns nicht aufzuregen. Aber er bat meine Freunde noch um… Wir hatten gute Freunde, die an der medizinischen Kirow-Militärakademie arbeiteten und sehr große Spezialisten waren.
  7. Konstantin Gurewitsch ist Spezialist für Hämatologie usw. Er rezensiert die Arbeiten ausländischer Ärzte für die Veröffentlichung in der Sowjetunion. Und mein Sohn wandte sich an ihn: „Onkel Kostja, wenn Sie mir irgendwie helfen können… Die Eltern sollen nichts darüber erfahren.“
  8. Der rief in Paris an und organisierte eine OP für meinen Sohn. Denn keiner hatte es riskiert, ihn zu operieren, der Tumor war ein schwerer Fall. Trotzdem fand sich ein Spezialist, der gerade seine Dissertation schrieb und etwas Neues versuchen wollte.
  9. Ohne eine Garantie zu geben, sagte er: „Ich mache die OP.“ Und er tat das, als wir gerade hier ankamen. Die Schwester von Konstantin Gurewitsch rief uns dann an und sagte: „Mila, ich habe meinem Bruder geschworen, dass ich nichts sage.
  10. Die Sache ist aber so ernst, dass ich nicht umhin kann, es zu sagen.“ So erfuhren wir davon und Mila fuhr hin. Sie konnte den Sohn pflegen, und das rettete ihm praktisch das Leben.
  11. Sie rief mich einmal in Schwerte an und sagte: „Die Suche nach einer Wohnung in Dortmund ist sehr problematisch. Ich bitte dich, alle deine Beschäftigungen und Hobbys zu lassen. Bitte, wir brauchen dringend eine Wohnung.
  12. Sie darf nicht im Zentrum sein: kein Asphalt und keine Straßenbahn. Aber man muss in 30 Minuten ins Zentrum kommen. Metro usw. müssen in der Nähe sein. Wenn diese Wohnung höher als im ersten Stock liegt, muss da ein Fahrstuhl sein und auch ein Balkon.
  13. Und die Luft muss sein wie in Sestrorezk.“ Und ganz zufällig… Ich nahm an einer Veranstaltung in der Synagoge teil. Ein Bekannter sagte: „Hier ist eine Wohnung…“ Das war ein Zufall. Wir kontaktierten die Firma, und sie sagten, in einigen Monaten könne die Wohnung unsere sein.
  14. D.h. sie wird frei. Die Nachbarn zogen in den unteren Stock um und überließen uns die neu renovierte Wohnung.
  15. So blieb mir diese Aufgabe erspart, ich mochte nie die eigene Wohnung renovieren. So konnte sie den Sohn hierher bringen und wir fanden die Unterkunft in Dortmund.
  16. Die Enkelin, die in Paris wohnt… Sie ist eine junge Frau, bereits 22. Sie studiert Management an der Akademie für Finanzen. Ich erhielt gestern einen Brief von ihr, sie macht jetzt ein Praktikum in Monaco und reist insgesamt um die Welt.
  17. Uns freut es, dass wir unserem Nachwuchs ermöglicht haben, so ein erfülltes Leben zu führen. Sie hat schon ein Praktikum in England gemacht und ist für einige Monate nach New York gefahren, wo sie wohnte und arbeitete – mit ihrer Freundin zusammen.
  18. Sie verdiente Geld, um ganz Amerika zu bereisen. Also, sie ist schon in so einem Alter, ein selbstständiges Mädchen. Das freut uns.