Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Etwa 1960 kam ich nach Charkow zurück, hatte die Frist eingehalten. Und da ging es los. Kurz gesagt, ich konnte keine Arbeit in meinem Beruf finden. Keiner hat mich angesprochen. Ich musste aber weiterleben, essen usw., hatte Aussichten auf eine Familie. Noch während des Unistudiums… Er war eine Lichtgestalt.
  2. Nach dem Abschluss des Polytechnischen Instituts in Charkow kam er junger Fachmann zu Giprokoks. Später standen wir uns sehr nahe. Also ein gewisser Georgiy Dubrawa.
  3. Als ich aus dem Dorf zurück kam, war er schon der 1. Sekretär des Gebietskomsomolkomitees in Charkow und hatte schon eine Wohnung im anderen Stadtteil. Ich hatte es schwer und meine Mutter sagte, ich solle zu ihm gehen und mit ihm sprechen. Ich rief ihn an und er sagte: „Komm zum Gespräch ins Gebietskomitee.“ Nach dem Gespräch begann er natürlich…
  4. Man mag es so auslegen, wie man will, er kümmerte sich immerhin um meine Sache. Die Zeit verging, es kam nichts. Er sagte: „Bist du bereit, als Pionierleiter in der Schule zu arbeiten? Das Gehalt ist etwa das Gleiche.“ Ich hatte keine Wahl, und andererseits war es interessant, ich nahm es an. Das war die 59. Schule in einem neuen Stadtteil, ich war Pionierleiter an dieser riesigen Schule.
  5. Kurz gesagt, ich arbeitete als Pionierleiter etwa drei Jahre. In der Zeit war ich bereits 29, im höchsten Komsomol-Alter. Die Schule gehörte zum Komsomolkomitee des Stadtteils Oktjabrskij, und ich wurde dahin vorgeladen. Die Leiterin der Schulabteilung, eine hübsche Frau, sagte: „Wie lange noch?“
  6. Ich sagte: „Was soll ich aber dann machen?“ Es hieß, ich solle meinen Komsomolausweis abgeben. Ich sagte: „Ich tue das nicht. Tragen Sie ein, dass ich wegen der Altersgrenze den Komsomol verlasse.“ So wurde es auch eingetragen. Der Komsomolausweis wird vielleicht noch irgendwo aufbewahrt, ich hatte ihn noch mit 29. Ich trat dem Komsomol wie alle mit 14 Jahren bei.