Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Nur mein Großvater väterlicherseits hielt sich an die jüdischen Traditionen. Kam er aus Rostow am Don zu uns nach Charkow, so schloss er sich vor jeder Mahlzeit im Zimmer ein, er zog den Tallit an und er legte (Gebetsriemen um den Arm). Und für mich, einen Jungen zwischen fünf und acht Jahren, war es spannend, was er da machte. Ich schaute hinein und man sagte zu mir: „Nein, tu’s nicht, stör (ihn) nicht.“
  2. Das Interessanteste ist: Meine beiden Eltern konnten Jiddisch, und natürlich die Großeltern auch. In unserer Anwesenheit pflegten sie aber nur Russisch zu sprechen. Nur wenn sie etwas vor uns verheimlichen wollten, sprachen sie Jiddisch, damit wir nichts verstehen konnten. D.h., sie hatten Angst davor, dass es herauskommen könnte, dass wir Juden sind. Nein, die Traditionen – nur beim Großvater väterlicherseits. Alle anderen waren keine frommen Juden, weder Nelljas Revolutionäre noch meine Großeltern mütterlicherseits.