Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich arbeitete sechs Jahre im Werk (in Charkow) und immer noch zog es mich zu einem Institut. Und ich wechselte zu einem Institut, allerdings beschäftigte es sich nicht mit Turbinen, sondern mit Wärmeübertragung. Das war das Forschungs- und Entwicklungsinstitut „Giprostal“ in Charkow, 1961. Ich begann da zu arbeiten und beschäftigte mich mit Wärmeübertragung. Ich war Ingenieur, Nellja auch. Wir hatten zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Und wir hatten zu wenig zum Leben…
  2. Es war gut, dass Nellja ein Zimmer in einer Zweizimmerwohnug bekam. Wir wohnten zu viert in diesem Zimmer, was natürlich schwer war. Dann entstanden Wohnungsbaukooperativen in vielen Städten, auch in Charkow. Das Turbinenwerk, wo wir arbeiteten, ließ auch so ein „Kooperativhaus“ bauen. Unser Geld reichte aber nicht einmal für eine Einzimmerwohnung. Gott sei Dank half meine Mama uns und wir kauften eine Wohnung im ersten „Kooperativhaus“.
  3. Und wir zogen mit der Tochter und dem Sohn um. Die wirtschaftliche Lage war schwierig und mir war klar, dass wir es kaum schaffen, über die Runden zu kommen. Daher beschloss ich, mir eine Dissertation vorzunehmen. Und ich begann mich neben meiner Arbeit im Institut mit der Wissenschaft zu beschäftigen. Mein Doktorvater war Direktor unseres Instituts.
  4. Jedoch sagte er mir gleich: „Du bist Jude, und in der Ukraine ist das Verhältnis zu den Juden sehr schlecht. Daher empfehle ich dir: Fahr nach Russland und sprich an einem Lehrstuhl vor, dass du da als Dissertationskandidat aufgenommen wirst. Und du wirst da deine Arbeit schreiben zu einem Thema, mit dem du dich im Institut beschäftigst. Die wissenschaftliche Arbeit machst du dort.“
  5. Kurz gesagt, ich hatte zwei Doktorväter. Einer war der Institutsdirektor, und der zweite war in Gorkij, heute Nischnij Nowgorod. Der erste hieß Awdonew und der zweite war Leiter des Lehrstuhls für Heizöfen, Skworzow. Er nahm mich als Dissertationskandidat auf. Ich machte Dienstreisen nach Gorkij… Ich fuhr die ganze Zeit nach Gorkij, wir beschäftigten uns im Werk da mit dem, was mein Dissertationsthema war.
  6. Es war das Werk „Krasnoje Sormowo“, sehr bekannt in der Sowjetunion. Es ist ein Schiffsbauwerk. Wir kümmerten uns da um die Siedekühlung der Kokille, das war meine Beschäftigung. Es lief ziemlich erfolgreich, etwa vier Jahre später verteidigte ich meine Dissertation in Gorkij, 1968. Und ich erhielt 50 Rubel mehr. D.h. ich bekam vorher etwa 180 Rubel und nachher 230. Das war schon eine wesentliche Verbesserung.