Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Nach der Hochzeit lebten meine Großeltern außerhalb des „Ansiedlungsrayons“. In Tuapse gab es nicht einmal zehn jüdische Familien, d.h. zu wenige für den Minjan. Es waren zu wenige jüdische Männer da, um einen Gottesdienst zu halten. Deswegen pflegte unsere Familie keine religiösen Traditionen. Aber alle Feste – Purim, Pessach und so weiter – wurden gefeiert.
  2. Meine Mutter erinnerte sich an die Hamantaschen, die zum Purimfest in großer Menge gemacht wurden. Sogar nach dem Krieg, als die Großmutter schon tot war, gab es etwas davon: Purim, Pessach, Matze.
  3. Mein Großvater war wenig gebildet, vielleicht noch weniger als die Großmutter. Seine Brüder wurden aber sogar Lehrer. Ein Bruder war Hebräisch-Lehrer, der andere arbeitete in den 1920er und 1930er-Jahren als Setzer in einer Druckerei. Die russische Sprache wurde die wichtigste in der Familie.
  4. Die Großeltern sprachen Jiddisch, aber nur dann, wenn sie wollten, dass die Kinder das nicht verstehen. Meine Mutter konnte kein Jiddisch, nur einzelne Worte. Die Großmutter spielte eine große Rolle in meiner Erziehung. Dank ihrer Hilfe konnte ich sehr früh lesen. Sie starb, als ich kaum 6 Jahre alt war.
  5. Aber sie sagte schon damals: „Ihr werdet sehen, unser Gretchen wird eine Schriftstellerin.“ Ich bin sehr erstaunt, dass sie das schon damals ahnen konnte. Einfach erstaunlich.