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Bereits im Juli gab es Luftangriffe auf Leningrad. Ein Flugzeug wurde sogar abgeschossen, es stürzte in den Taurischen Garten, im Zentrum. Alle freuten sich: ein schneller Erfolg. Die Kinder waren besonders froh und liefen, um das abgeschossene Flugzeug anzuschauen.
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Ungefähr in der Zeit beschloss die Stadtverwaltung, die Kinder der unteren Klassen zu evakuieren. Wir wurden versammelt. Übrigens, ich kann mir immer noch nicht erklären, wie meine Mutter zustimmen konnte, mich evakuieren zu lassen.
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Wir wurden versammelt und zum Moskauer Bahnhof gebracht. Der Bahnhof war umstellt, der Vorplatz leer. Keiner durfte hin, wohl um herzzerreißende Szenen zu vermeiden.
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Mein Vater konnte aber über den Güterbahnhof zum Gleis gelangen, er fand unseren Zug. Er kam zum Fenster, ich wollte aber nur die Mutter sehen, ich war Mutters Kind.
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Wir kamen mit dem Zug zur Station Bolschaja Wischera, das ist auf der Strecke nach Moskau. Sie liegt im Südwesten des Leningrader Gebiets. Kurz gesagt, wir wurden Richtung Front transportiert.
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Sie bewegte sich sehr schnell auf Leningrad zu. Aber nachdem Schukow erschienen war, wurde die sogenannte Luga-Stellung eingerichtet; davon erfuhr ich später. Die deutsche Offensive wurde gestoppt.
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Es dauerte relativ lange, bis die sowjetischen Truppen von den angreifenden Deutschen eingekesselt und vollkommen vernichtet wurden. Ich denke jetzt, dass das im gewissen Maße Leningrad vor der Besetzung rettete.
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Wir kamen zur Station und bekamen sehr heiße Kohlsuppe. Es war aber sehr heiß und die Kohlsuppe kühlte nicht ab, man konnte sie kaum essen. Wir wurden gedrängt und ich kam nicht zum Essen, weil es mehrere Kindergruppen gab und man sich beeilen musste.
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Danach setzte man uns auf Pferdewagen. Wir wussten nicht, wohin und mit wem wir fahren. Wir kamen 20 km weiter ins Dorf Osernja und wurden auf die Hütten verteilt.
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Wir, die künftige 4. Klasse, wurden in einer Hütte untergebracht. Die Mädchen lagen auf ihren Mänteln auf dem Boden, die Jungen auf dem großen Ofen. Wir waren unter der Obhut einer unbekannten Lehrerin, die uns keine Aufmerksamkeit schenkte.
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Ich wusste nicht einmal, wie sie heißt. Sie wohnte in einem kleinen Zimmer neben unserem großen, zusammen mit ihrem Neffen. Das war die ganze Betreuung.
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Unterwegs sahen wir in jedem Dorf evakuierte Kinder. D.h., diese Gegend war überfüllt mit… mit Schulen, wenn man so sagen kann. Da war nichts zum Wohnen vorbereitet.
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Bei der Bevölkerung wurden Eimer gesammelt. Ich guckte nicht rein, von außen waren sie aber schwarz. Gekocht wurde für uns in diesen Eimern, irgendwelche Suppen. Ich konnte aber das Essen wegen des Schmutzes nicht zu mir nehmen.
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Ich hatte Hunger und ging daher ins Dorfgeschäft und kaufte Knäckebrot und Limonade, ich lebte davon. Tee trinken mochte ich auch nicht, denn er wurde auch in den Eimern gemacht.
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Das Wasser war rötlich, es wurde im Fluss geholt. Ich sah da in der Nähe Pferde Wasser trinken, für mich war das ein negativer Faktor. Ich glaube, für uns gab es kein Brunnenwasser, weil es schlicht zu knapp war für so eine Menge Kinder.
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Wir schrieben Briefe nach Hause, durften aber die Wahrheit nicht schreiben. Und ich schrieb meiner Mutter: „Alles ist gut.“
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Die Jungs aus der 6. Klasse, sie waren klüger, sie schickten Einschreibebriefe. Übrigens wurde uns angedroht, dass die Briefe zensiert werden.
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Einschreibebriefe wurden aber nicht geöffnet, deswegen schrieben sie ihren Eltern die Wahrheit. Meine Mutter erfuhr von diesen Eltern, wie unsere Lage wirklich war, und sie kam, um mich abzuholen.