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So lebten meine Verwandten und ich, uns ging es schon etwas besser. Wir beschlossen, in eine Stadt zu gehen und zogen nach Tschimkent. Da habe ich einen Pass bekommen mit dem Geburtsdatum 6. Januar und meine Schulpapiere, dass ich die 6. Klasse abgeschlossen hatte.
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In Tschimkent besuchte ich einen Kurs, um am Technikum studieren zu können. Er dauerte drei Monate. Zum Kurs wurden alle aufgenommen, denn es fehlten gebildete Leute.
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Hast du etwas gelernt, dann bist du schon Professor. Das ist natürlich ein Witz von mir. Ich besuchte den Vorbereitungskurs auf dem Industrie-Technikum, danach war es möglich, ohne Aufnahmeprüfungen zu studieren.
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Meine Schwester begann dort als Schneiderin zu arbeiten, also, uns ging es schon etwas besser. Als ich mit dem Kurs fertig war, das war bereits 1946, gingen meine Mutter und Schwester nach Chisinau.
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Ich durfte nicht mit, weil ich verpflichtet war, am Technikum zu studieren.
So blieb ich allein in Tschimkent. Und meine Familie kehrte nach Chisinau zurück.
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In Tschimkent trafen wir zufällig unsere Verwandten: eine Cousine und eine Tante. Wir erfuhren, dass der Mann der anderen Cousine meinen Vater und eine Tante im Nordkaukasus gesehen hatte.
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Das war auch irgendwo bei Mosdok. Sie wurden von den Deutschen gefangengenommen, man führte sie zur Erschießung. Ihm (dem Mann der Cousine) war es gelungen zu fliehen, die Frontlinie zu passieren und nach Mittelasien zu kommen. Er hat gesehen, wie mein Vater und meine Tante erschossen wurden.
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Als meine Mutter nach Chisinau kam, war unsere Wohnung von einem Nachbarn besetzt. Man erzählte: Gleich nach unserer Evakuierung am 6. Juli waren fremde Leute in unsere Wohnung gekommen.
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Wir konnten immerhin gerichtlich durchsetzen, dass sie die Wohnung verlassen, weil wir vor dem Krieg da gewohnt hatten.
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Nun versuchten wir, uns auf ein friedliches Leben einzustellen. Meine Schwester hatte goldene Hände, sie war ein sehr begabter und interessanter Mensch.