Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich beginne damit: Ich wurde am 1. Januar 1937 in Berditschew geboren. Mein Vater arbeitete im Geschäft und meine Mama im Kindergarten. Der Vater stammte aus einem Dorf bei Berditschew und hatte zwölf Geschwister. Meine Großeltern hatten eine sehr große Familie. Leider wurden sie 1933 in ihrem Dorf ermordet.
  2. Damals gab es eine Hungersnot, sie verkauften ihre Kuh. Und es war wohl jemand aus der Nachbarschaft, denn mein Großvater wurde mit einer Axt direkt an der Tür erschlagen. Und die Großmutter wurde auf dem Ofen erwürgt, wo sie geschlafen hatte. So kannte ich meine Großeltern überhaupt nicht, das war noch vor meiner Geburt.
  3. Ehrlich gesagt war mein Papa nicht religiös. Er konnte lesen und hatte ein jüdisches Gebetbuch. Er las und schrieb Hebräisch und Jiddisch genauso wie meine Mama. Er ging aber nicht in die Synagoge, er war Atheist.
  4. Meine Mutter wurde in Tschudnow geboren, 40 Kilometer von Berditschew entfernt. Sie hatte nur eine Schwester. Als meine Mama zehn war, starb meine Großmutter. Der Großvater war zwei Mal verheiratet. Meine Eltern haben 1936 geheiratet. Für die beiden war es die zweite Ehe. Die (erste) Frau des Vaters starb an Typhus. Und es blieben zwei Kinder – mein Bruder und meine Schwester. Mamas (erster) Mann starb an…
  5. ... kurz gesagt, (er starb) auch an einer Krankheit. Mein (späterer) Bruder war damals erst zwei Monate alt, und Mama blieb alleine. Der Bruder mütterlicherseits wurde 1928 geboren. Dazu kamen die Kinder des Vaters: Mein Bruder wurde 1921 geboren und die Schwester 1933.
  6. Ich stamme bereits aus ihrer Ehe, nach mir gab es noch eine Schwester, dreieinhalb Jahre jünger. Als die Kriegshandlungen auf die ehemalige Sowjetunion übergingen, ging unsere Familie in die Evakuierung.