Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Als die Perestroika begann und die Russische Akademie (der Wissenschaften) gegründet wurde, gingen die Länder auseinander und wurden unabhängig. Ich bekam damals einen Brief von Professor Naumow, er ist ca. 5 Jahre jünger als ich, er war Direktor am Institut Mikrob. Er schrieb, habilitierte Wissenschaftler können Akademiemitglieder und korrespondierende Mitglieder werden.
  2. Ich war promoviert und konnte Professor werden. Ich hatte schon vor, hierher zu kommen und dachte: „Wozu brauche ich das?“ Dann dachte ich nach: „Ich brauche das nicht, aber ich habe Kinder und Enkel. Ich wäre der zweite Professor in unserer Familie.“ Ich schickte die Unterlagen hin und wurde aufgenommen. Ich musste aber turkmenische Manats in Rubel eintauschen.
  3. Das war überall möglich, nur bei uns nicht. Oder in Dollar eintauschen, das war bei uns verboten. Man sagte zu mir: „Tausche auf dem Schwarzmarkt.“ Die Polizei nahm aber Leute fest, die so etwas machten. Also verzichtete ich darauf. Und als ich hierher kam und im Heim wohnte, ging ich zu einer Ärztin, sie war Russlanddeutsche, Spätaussiedlerin.
  4. Sie sagte mal zu mir: „Ich fahre nach Saratow, ich habe Verwandte dort. Mein Mann hat ein Geschwür, ich will ihn nach Jessentuki bringen. Zurückkehren werde ich über Saratow.“ Ich sagte dann: „Katja, das ist die Telefonnummer… Sie müssen nichts tun, nur diese geheime Dienstnummer vom Institut Mikrob wählen.“
  5. Naumow war in dieser Akademie Leiter der Abteilung Epidemiologie und Hygiene. „Rufen Sie das Institut Mikrob an und sagen Sie, ich komme aus Deutschland, wo jetzt Yevgeniy Punskiy lebt. Ich werde an dem Tag soundso nach Deutschland fahren…“ Sie hatte Tickets für beide Richtungen. Also rief sie da an und bekam nach ihrer Ankunft das Diplom. Ich gab ihr Geld, Dollar. Das Diplom kostete 100 Euro.
  6. Ich gab ihr auch für andere Ausgaben Geld, sie sagte aber: „Nein, nicht nötig. Ich habe gezahlt, und das Diplom wurde mir nach Hause gebracht.“ Sie überreichte mir bereits hier das Diplom. Ich wurde Professor im Ausland und schickte zwei Artikel dahin. Nach der Titelverleihung müssen jedes Jahr 20 Euro gezahlt werden. Ich habe ihr Geld gegeben und sie zahlte es dort. Das war es, ich wurde Professor.