Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Bei uns wurde früher darüber berichtet, in der Presse. Ich hatte die „Iswestija“ und Zeitschriften abonniert. Da stand, dass es Neonazismus in Deutschland gibt, dass er aktiver wird. Aber ich… Unsere Presse konnte aus einer Mücke einen Elefanten machen. Es kann schon was passieren, aber das ganze Volk…?
  2. Heute ist es hier besser als in Russland. Hier ist das faschistische Symbol verboten, verboten sind hier alle antisemitischen (Bestrebungen). Es gibt eine Bewachung. In Russland gibt es das nicht. Dort kämpft keiner (dagegen). Und die Polizei, Sie wissen, wie sie ist. Sie gibt keinen Schutz.
  3. Vor ca. zwei Jahren kam (doch) einer in die Moskauer Synagoge und begann (wohl) zu schießen, es gab Tote und Verletzte… Und das in der Synagoge. Der war so einer, er hatte faschistische Literatur usf., das wurde bei ihm zu Hause gefunden. Was soll das?
  4. Andererseits… Es hat mich verwundert: Hier in Köln und in anderen Orten kann man immer hinein in eine katholische, orthodoxe oder lutherische Kirche, auch während des Gottesdienstes. Und in unsere Synagoge nicht.
  5. Es wurde eine neue Synagoge gebaut, mit einem Zaun, mit Bewachung. Ein Polizeiauto steht immer an Festtagen da. Ich glaube, das Ganze stimmt die Bevölkerung so ein… Bei allen ist alles offen. Auch während des Gottesdienstes kommst du leise hinein, die Katholiken sitzen, woanders steht man. Du kommst hinein. Und hier nicht.
  6. Durch das Ganze schließen sich die Juden selbst ab, man kommt bei ihnen nicht hinein, und Polizei steht da, Bewachung. Vielleicht löst das etwas aus, dass sie sich von anderen abgrenzen, nicht offen sind. Sie könnten aber offen sein. Ich weiß nicht, die da oben überblicken es besser.
  7. Hier passiert aber nicht viel. Als ich kam, war wohl etwas in Düsseldorf: Eine jüdische Gruppe kam vom Deutschkurs und jemand warf etwas Selbstgebasteltes, es gab Verletzte. Das sind aber Einzelfälle. Dass das massiv ist, habe ich nicht gespürt.